: Hartes Gelände
Erst in Wolfsburg, jetzt in Emden: Die Volkswagen-Spitze droht mit Stellenabbau. Heute tagt dazu der Aufsichtsrat
VW kommt nicht zur Ruhe: Auch im Emdener Werk sollen 1.500 von derzeit 9.600 Stellen gefährdet sein. Angeblich droht der Stellenabbau, wenn beim Bau des Passat Coupé nicht 850 Euro pro Fahrzeug eingespart werden, berichtet die Nordwest-Zeitung. Mit ähnlichen Drohgebärden hatte die VW-Spitze den Betriebsrat schon beim Bau des Golf-Geländewagens namens Marrakesch eingeschüchtert. Immerhin zeichnet sich ab, dass der Marrakesch in Wolfsburg und nicht, wie angedroht, in Portugal gebaut wird. Laut Betriebsratschef Bernd Osterloh könnte es bald zu einem „tragfähigen Kompromiss im Sinne der Standort- und Beschäftigungssicherung“ kommen.
„Jobs oder Mäuse“ hatte einst das Motto von Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert gelautet. Doch Volkert musste im Verlauf der VW-Affäre zurücktreten, die Arbeitnehmervertreter im Konzern haben zur Zeit keinen guten Stand, das Milliarden-Sparpaket deutet stark darauf hin, dass es künftig weniger Jobs und weniger Mäuse sein werden.
Mit Absatzproblemen, Personalabbau und Lustreisen beschäftigt sich heute auch der Aufsichtsrat. Gestern zeigte die Börse den Ernst der Lage. Die VW-Aktie sprang in die Höhe, weil sich angeblich der US-Milliardär Kirk Kerkorian bei Volkswagen einkaufen will. Da es dem Großaktionär Niedersachsen kaum schmecken kann, dass der größte Industriekonzern des Landes als Übernahmekandidat gilt, dürfte CDU-Ministerpräsident Christian Wulff deshalb in dem Gremium darauf drängen, dass der Konzern das über Jahrzehnte gepflegte „Konsensmodell“ endlich begräbt und sich statt dessen am Markt orientiert. Das heißt auch, dass der VW-Haustarif mittelfristig geschliffen wird: Nicht nur bei Passat und Marrakesch drohen gut zwanzig Prozent geringere Löhne, sondern bei der Arbeit an allen neuen Modellen.
Der Aufsichtsrat wird auch über die Schmiergeldaffäre reden: Die Wirtschaftsprüfer von KPMG stellen einen Zwischenbericht vor. Diskutieren könnten die Aufsichtsräte auch über die Frage, wie ein Kompromisskandidat für die Nachfolge von Peter Hartz als Personalvorstand gestrickt sein muss. ksc