Kommentar: Harte Wahrheiten
■ Die Neuigkeiten des Betteray-Papiers
Was ist so brennend neu am Bericht des Bremerhavener Konkursverwalters Wolfgang van Betteray? In den großen Linien eigentlich nichts. Daß es beim Vulkan-Verbund und auf den einzelnen Werften gräßliche Management-Fehler gab; daß Aufträge angenommen wurden, die nie und nimmer kostendeckend abgewickelt werden konnten, geschweige denn gewinnbringend; daß die Oberen des Konzerns meinten, sich diese Fehler erlauben zu können, weil sie offenbar glaubten, daß in der Konzernzentrale ein Goldesel steht; daß hinter dieser Mentalität das sichere Gefühl gestanden haben muß, daß im Notfall die Politik als willige Melkkuh benutzt werden kann, schließlich sitzt ein Hennemann an der Spitze des Konzerns, und jedermann weiß, daß der allerbeste Verbindungen hat – all das und noch viel mehr ahnten wir bereits.
Was ist also neu am Betteray-Papier? Die Antwort ist leicht: Daß es von Betteray kommt. Zum ersten Mal hat einer zusammenhängend gesprochen, der Einblick in alle wichtigen Firmendaten hatte. Zum ersten Mal mußte einer keine Rücksicht auf alte Kameraden aus dem Unternehmen oder der Politik nehmen, die er möglicherweise mit seinem Klartext demontieren würde. Zum ersten Mal bekommen wir authentisch, kompetent und detailliert einen Eindruck von der Dynamik im Vulkan-Verbund, die in's Desaster führen mußte. Das ist neu. Jochen Grabler
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