: Harte Treter - ödes Spiel
■ Blau-Weiß 90 unterliegt VFL Osnabrück mit 1:2 (0:1) / Brutales Foul von Blau-Weiß Torwart Reinhard Mager an dem Osnabrücker Spieler Jursch / Knochenbrüche sind langweilig / Gähnen und „Aufhören„-Rufe der 3.654 Zuschauer im Olympiastadion
„Aufhören! Aufhören!“ war das einstimmige Meinungsbild der 3.654 Zuschauer über ein Fußballspiel, das wahrlich nur die Kiefernmuskeln strapazierte. Je nach Gemütslage zum Schreien oder Gähnen war das, was die Blau-Weißen und deren Gäste aus Osnabrück am Sonnabend im Olympiastadion boten. Umso erstaunlicher, daß dabei noch Tore erzielt wurden.
Denn die Gäste aus Niedersachsen waren von Anfang an auf Torsicherung eingestellt, was sich in destruktivem Hinundhergekicke in der eigenen Spielhälfte ausdrückte. Die Berliner wollten da nicht nachstehen und versuchten das gleiche. Manchmal ließen sich bei dieser Spielweise Interessenkonflikte um den Besitz des Balles nicht vermeiden, was zu turbulenten Szenen vor allem um den Mittelkreis herum führte. Einige Akteure waren dabei noch so vom Karfreitag beeindruckt, daß sie auch ihre Feinde liebten und sie mit exakten Anspielen erfreuten.
Von christlicher Osterstimmung nicht erfüllt war hingegen Blau-Weiß-Torhüter Reinhard Mager. Glücklich davon kam noch Glöde, der nur im Strafraum umgeschubst wurde. Sein Kollege Jursch wurde da viel übler behandelt, als er allein auf Mager zustürmte. Der machte seinem Vornamen alle Ehre, grätschte mit voller Wucht und gestreckten Beinen in seinen Gegner und brach ihm dabei Schien- und Wadenbein.
Die folgenden Szenen stellten - wieder einmal - Fußballern, Fans und Schiedsrichtern ein Armutszeugnis aus in bezug auf ihre Einstellung zu Wohl und Wehe anderer Menschen. Torwart Mager zuckte unschuldig mit den Schultern, nach dem Motto, daß so etwas im harten aber fairen Kampf mal passieren könne, und Schiedsrichter Krug war zu feige, den brutalen Treter vom Platz zu stellen. Nicht besser benahmen sich die Zuschauer, die die minutenlangen Bemühungen der Ärzte um den Verletzten auspfiffen, weil ihnen die Fortsetzung des Spiels wichtiger war als die fachgerechte Versorgung Jurschs (Männer!, d. Red.).
In der Folge des Spiels trauten sich die Gäste verständlicherweise noch weniger vor das Berliner Tor, hatten aber kurz vor der Pause doch noch ein Erfolgserlebnis, als Glöde die Abeitsfalle ignorierte und aus sicherer Entfernung den Ball über Mager ins Tor brachte. Nach einer Stunde war dann die Grenze des Erträglichen erreicht, als nacheinander Schmidt und Holzer frei vor VFL -Tor verdaddelten. Zwar sorgten die eingewechselten Clarke und Nitsche noch einmal kurz für Stimmung, als sie in Kooperation zum 1:1 ausglichen, doch Kollege Schmidt bereitete die Entscheidung vor, als er kurz vor Schluß 16 Meter vor dem eigenen Tor einen Gegner umsemmelte. Den anschließenden Freistoß schaufelte Jeschke gewitzt über die Mauer zum Siegtreffer ins Tor. Für die Blau-Weißen zeigt der Daumen weiter unerbittlich nach unten, in dieser Form werden sie in zwei Wochen gegen Hertha ziemlich alt aussehen.
Schmiernik
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