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Hart. Härter. Hammer.

 ■ V O R L A U F

(Der Hammer, 19.50 Uhr, RTL plus) Sledge Hammer ist der härteste und gewiefteste Bulle seit Maxwell Smart. Fortbildung nach Feierabend gehört zum festen Programm dieses Mannes. Wie man Verbrecher überführt, welche Verhörtaktiken man anwendet und wie man sich in „Bullensprache“ ausdrückt, all das und vieles mehr studiert Hammer - am heimischen Fernseher. Wie Sonny Crockett trägt er eine undurchschaubare Sonnenbrille, die zwielichtige Gestalten noch finsterer erscheinen läßt; wie Dirty Harry bevorzugt Hammer eine 44er Magnum, mit der er sich in unbeobachteten Momenten auch schon mal liebevoll unterhält. Seine Vehörmethoden sind gefürchtet, seine Gerissenheit nicht minder. So fragt er die Kommilitoninnen einer ermordeten Studentin: „Fiel Ihnen vor ihrem Tod etwas Besonderes an ihr auf?“ - „Ja.“ - „Und was bitte?“ - „Ihre Frisur paßteüberhaupt nicht zu ihrem Gesicht!“

Gelöst werden die Hammer übertragenen Kriminalfälle in Wahrheit von seiner Pratnerin Dori Doreau. Sie hat die Wahrheit, den Spürsinn und die Ideen, die Hammer in maßloser Selbsteinschätzung als seine eigenen ausgibt.

„Der Hammer“ bzw. „Sledge Hammer“ ist eine treffsichere, witzige Parodie auf Polizeiserien und -filme, wie „Die Straßen von San Francisco“, „Miami Vice“, u.ä. Die Plots sind vollkommen abwegig und herrlich bescheuert. In dieser Hinsicht hat die Fernsehserie ein ähnlich dickes Kaliber wie Hammers Magnum, die er zärtlich „Gun“ nennt. „Der Hammer“ ist eine echte Geheimwaffe gegen das grassierende Serieneinerlei und -elend, dieses widerwärtige „die Reichen haben auch ihre kleinen Sorgen„-Entertainment. Noch bis September können die Abenteuer des ungleichen Paares montags auf RTL plus bestaunt werden.

Harald Keller

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