Harald Keller Der Wochenendkrimi : Friesische Folklore
Wir sind dann mal auf Weltniveau. Süddeutsche.de nämlich sagt: „Fernsehserien liegen im Trend – da gelingt es deren Machern nun sogar, ultimative Weltstars wie David Bowie für den kleinen häuslichen Bildschirm einzuspannen.“ Epochal also, dass der Weltstar dem ZDF den Song „Suffragette City“ als Titelmelodie der Krimireihe „Friesland“ überließ? I wo – lang nämlich ist die Liste der Bowie-Songs, die in TV-Serien Verwendung fanden; der notorische Gestaltwandler war in den 90ern selbst mal Seriendarsteller.
Aber Rabauken-PR hat „Friesland“ gar nicht nötig. Aufs Erbaulichste nämlich finden hier unter Federführung des Autors Timo Berndt kundig gezeichnete Folklore, liebevoll gestaltete Charaktere und friesisch-spröder Humor zueinander.
Süher Özlügül (Sophie Dal) von der Besatzung des Streifenwagens Möwe 12 macht bei der lokalen Tradition des Klootschießens etwas Befremdliches aus: Aus dem Gras lugt eine verdorrte Hand. Der bärbeißige Wilhelmshavener Kriminalbeamte Jan Brockhorst (Felix Vörtler) fährt seine Karre in den Dreck und muss zu Fuß durchs Moor. Kollege Jens Jensen (Florian Lukas) möchte sich möglichst gar nicht mit der Leiche befassen müssen. Im Hintergrund wandern Touristen mit Bollerwagen durch die Szenerie.
Prächtig empfunden ist das; die Ermittlungsschritte sind, bis auf einen kleinen Ausrutscher, plausibel, werden gekonnt eingebettet in ein goldiges Soziotop und gerahmt von beinahe authentischer Topografie – Teile davon wurden auf Norderney geborgt.
Vorbildlich, dass die Schauspieler nie in Comedy-Manierismen ausbrechen. Manchmal genügen ein Blick und ein lakonisches „Echt jetzt?“ und alles ist gesagt. Und hat man je eine charmantere Obduzentin gesehen als die überdies grundempathische Apothekerin Insa Scherzinger (Theresa Underberg)?
„Friesland: Klootschießen“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen