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■ ScheibengerichtHans Söllner

Grea, göib, roud (Trikont US-0215)

In den USA würde man ihn einen „Songster“ nennen. Dabei knüpft er an die Tradition der bayrischen Volkssänger an, die Anfang des Jahrhunderts in den Eckkneipen der Münchner Vorstädte auf klapprigen Bretterbühnen ihre Lieder zum besten gaben. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, wurden dabei die „Großkopfeten“ teilweise frontal angegangen. Der plebejische Spott kannte kein Pardon und gab dem Stolz und den Empfindungen der „kleinen Leute“ Ausdruck.

Hans Söllner ist aus ähnlichem Holz geschnitzt und für Bayern ein unerklärtes Phänomen. Mit dem Radl tourt der Rosenheimer durch die Fest- und Mehrzweckhallen des „schwarzen Kontinents“ und versammelt selbst im hintersten Kuhdorf ein riesiges Publikum. Söllner ist keiner, der „seine Meinung nur daheim auf dem Scheißhaus vertritt“, sondern ein Volkstribun, der nicht mit feiner Klinge, sondern mit grobem Säbel kämpft. Geradeheraus, immer aufrecht, manchmal pathetisch und dann wieder listig-frech formuliert er seine Einwände gegen die Zustände der Zeit, denen er wenig Tröstliches abgewinnen kann. Er leiht den „Bleden“ und „Hanswursten“ seine Stimme und läßt ihrem heiligen Zorn freien Lauf.

Das hat ihm schon etliche Beleidigungsklagen von Politikern eingebracht, die auch auf seiner neuesten Einspielung ihr Fett abbekommen. Aufgenommen zu Hause nur mit Gitarre, Bob-Dylan-Mundharmonika und dem Rauschen der Waschmaschine als Begleitung schlägt Söllner allerdings auch privatere Töne an. Eine Flaschenpost an seinen „Bua“ zum Geburtstag wird zur künstlerischen Selbstvergewisserung: „Reden, wie Du's g'lernt hast“ lautet der Ratschlag.

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