piwik no script img

■ Hans Joachim LeidelKleine Parabel vom Asyl

Ein Mann,

über dessen Schreibtisch

der „Hase“ von Dürer hing

las durch Zufall

Beispiele surrealistischer Dichtung:

„Ein schönes Pferd ist ein sanftes Geläute,

ein Blatt,

eine Entführung ins Gebirge“

Er lachte zuerst,

wurde aber bald wütend:

Entartung —

schizophrenes Geschwätz —

Nihilismus —

Gemeinplätze,

die du in jedem Dürerhaus

einhandeln kannst.

Dann ging der Mann,

über dessen Schreibtisch

der „Hase“ von Dürer hing,

verärgert in den Garten,

Rettiche zu säen.

Er richtet ein Beet,

zerkrümelte die Erde,

atmete auf und las

beruhigt

auf der Samentüte:

„Ostergruß Halblanger Rosa“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen