: Hanfparade total entspannt
Veranstalter erwarten 25.000 Teilnehmer auf der Hanfparade 2003 und loben die Polizei schon im Vorfeld. Grüne, Jusos und PDS halten Reden, CDU/CSU und FDP nicht
Friedlich war es auf der Hanfparade 2002. Die Polizei brauchte nur eine harmlose Nutzhanfpflanze festzunehmen. Der von dem grünen Bundestagsabgeordneten Christian Ströbele geprägte Slogan „Gebt das Hanf frei“ ist passenderweise das Motto der siebten Hanfparade, die heute durch Berlin zieht.
Die Vorgespräche mit der Polizei seien freundlich und problemlos verlaufen, sagt Hanfparaden-Sprecher Martin Müncheberg. Die Polizisten hätten angekündigt, sich tolerant verhalten zu wollen. Das Problem, so Müncheberg, seien auch gar nicht die Polizisten, sondern die Vorgaben der Politik. Seit der ersten Hanfparade wird von Veranstaltern und Teilnehmern die vollständige Legalisierung von Hanf „als Rohstoff, Medizin und Genussmittel“ gefordert. Bei deutschen Politikern finden sie damit nur teilweise Rückhalt. Auf der Abschlusskundgebung sprechen Politiker der PDS, der Jusos und der Grünen. CDU/CSU sowie FDP waren eingeladen, wollten aber nicht sprechen.
Um 12 Uhr beginnt die Parade mit der Auftaktveranstaltung am Bundesfinanzministerium in der Wilhelmstraße. Von dort werden 16 Wagen über Leipziger Straße, Potsdamer Straße und Reichpietschufer zur CDU-Zentrale ziehen, wo eine kurze Zwischenkundgebung geplant ist. Das letzte Teilstück geht über Schillerstraße, Kleiststraße und Tauentziehnstraße zum Breitscheidplatz.
Christian Ströbele wird dort traditionsgemäß die Entkriminalisierung von Cannabis fordern und kritisiert schon im Vorfeld die „verlogene Gesellschaft“, die Marihuana kriminalisiere, während Drogen wie Alkohol und Nikotin legal seien und sogar staatlich gefördert würden. Ströbele ist zuversichtlich, dass Demonstrationen wie die Hanfparade die „Diskussion in der Gesellschaft voranbringen“, und vergleicht den Umgang mit Cannabis mit der „Tabuisierung der Schwulen vor ein paar Jahrzehnten“. Er hofft, dass sich die Polizei zurückhält, schließlich „kommen die Jugendlichen nicht, um zu kiffen“.
Das Programm um die Demonstration herum bietet jedenfalls genug Alternativen. Auf dem Breitscheidplatz stehen zwei Bühnen, auf denen abwechselnd geredet und Musik gespielt wird, ein Nutzhanfareal ist aufgebaut, in dem die vielseitige Verwendbarkeit und die ebenso vielseitigen gesetzlichen Restriktionen für Hanf präsentiert werden. Am Infostand gibt es Wissenswertes über Hanf, im Kinderland kann man seine Kinder abgeben – damit man in Ruhe an der Speakers Corner jedem erzählen kann, was man über Hanf so denkt.
NICOLAI KWASNIEWSKI