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Handlungsbedarf am RVK

■ Schließung der Krebsstation im Rudolf-Virchow-Krankenhaus steht an / Neuer Senat will die Schließung verhindern / Finanzierung ist jedoch ungeklärt

Der rot-grüne Senat hat sofort eine gesundheitspolitische Hürde zu nehmen: Die Krebsstation des Universitätsklinikums Rudolf Virchow (RVK), Standort Wedding, soll am 31.März geschlossen werden.

Die Schließung steht im Zusammenhang mit den Plänen des alten Senats, das RVK dicht zu machen, um das Universitätsklinikum von Charlottenburg in den Wedding zu verlagern. Gute Vorarbeit hatte der CDU-Senat bereits geleistet: die alten Pavillons wurden abgerissen, nun sollten die Stationen dran glauben, eben auch besagte Krebsstation. SPD und AL lehnen die Verlagerung des Klinikums Charlottenburg ab. In ihrem Koalitionspapier beschlossen sie zu überprüfen, inwieweit selbige rückgängig gemacht werden kann, und außerdem keine weiteren vertraglichen Verpflichtungen mehr einzugehen.

Das Pflegepersonal der Krebsstation nahm sie prompt beim Wort. In einem Brief baten sie am Mittwoch beide Parteien, die Schließung zumindest auszusetzen. Denn wird die Station aufgelöst, werden die schwer Krebskranken auf andere Abteilungen verstreut, sie werden dann von für sie unbekannten Pflegekräften betreut, die ihrerseits ungeübt sind im Umgang mit Krebspatienten. Zusätzliche Bettenkapazitäten für diese Kranken werden ebenfalls nicht geschaffen. Das erfahrene Pflegeteam der Krebsstation wird auseinandergerissen und im ganzen Krankenhaus verteilt. „Wenn dies ein Zeichen der Gesundheitsreform ist, daß Krebskranken die nötige fachliche und liebevolle Pflege von Ärzten und Schwestern genommen wird“, schreibt ein betroffener Patient in einem offenen Brief, „dann fordert das nicht nur meinen Protest heraus.“

Der Generalbeauftragte der FU Heinrich Neher jedoch fühlt seine Hände gebunden. „Der eklatante Personalmangel auf anderen Stationen macht es nötig, die Krebsstation zu schließen.“ Außerdem gäbe es Vereinbarungen mit den Krankenkassen, die Zahl der Patienten beachtlich zurückzunehmen. Für den stellvertretenden Personalratsvorsitzenden des RVK Lothar Demuth ist der besagte Pflegenotstand jedoch nur ein geschicktes Argument, um in Wahrheit Sachzwänge zu schaffen. Das übergeordnete Ziel Nehers bleibt laut Demuth, die Verlagerung des Klinikums möglichst schnell voranzutreiben. Neher jedoch gibt sich integer: „Wenn das Land Berlin unsere Probleme finanziell löst, machen wir alles. Dann erhalten wir auch die Krebsstation.“ Der schwarze Peter liegt also nun beim neuen Senat. „Man kann doch den Pflegenotstand nicht dadurch bekämpfen, daß Abteilungen geschlossen werden“, empört sich die gesundheitspolitische Sprecherin der AL Wirths.

Rot-Grün hat bereits zum Sprung über die erste Hürde angesetzt: Wird der geplante Staatssekretär des Wissenschaftssenats Kremendahl in seinem Amt bestätigt, hat er verbindlich zugesagt, noch heute die Schließung der Krebsstation zu verhindern.

Martina Habersetzer

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