BABYLONISCHES WORTGEKLINGEL : Handlecken
Puh! Manni begleitete die letzten Gäste freundlich, aber mit Nachdruck, in dem der ganze Buzz und der Stress des dreitägigen Ausstellungsmarathons mitschwangen, zum Ausgang. Tür zu, Luftholen. Und was hatte das nun wieder eingebracht außer Spesen und einem babylonischen Wortgeklingel, von dem ihm immer noch die Ohren rauchten?
Hundert Sammler waren hier rein- und wieder rausgekommen samt ihrer Hornbrillen und Gelhaare, ihrer Maßanzüge und Berluti-Schuhe, hatten ihre Verbeugung gemacht, ihre Glückwünsche für die „splendid show“ abgegeben und Biene die Hand geleckt. Vom restlichen Gewimmel mal abgesehen, dem Laufvolk, das nicht zählte, nur Dreck machte und Lärm. Ach ja, die liebe Kunstvermittlung, dachte Manni, halb wütend, halb belustigt über derart naive Vorstellungen von seinem Beruf, wie sie wohl immer noch kursierten.
Die Kasse war aber auch nicht so voll, wie er gehofft hatte. Schließlich musste er noch den Chipperfield abbezahlen. Wenn das nicht besser wurde, würde er bald untervermieten müssen. Ein Petit Café im Haus oder Kunstpostkartenverkauf. Manni wurde ganz anders. Da traf es sich gut, dass Joey gerade wieder in aller Munde war. Die Schau im Arp Museum war mit einem Knall gestartet, als Joey den Remagener Bürgern den blanken Hintern gezeigt hatte. Und morgen ging es nach Gardone, wo Joey auf dem Schlachtschiff in Gabriele D’Annunzios Lustgarten seine Verwandtschaft zum Herausforderer und Busenfreund des Duce zelebrieren würde. Von wegen italienische Schwulstkunsttunte. Anders als der Staatskasper Berlusconi, diese Lusche, hatte D’Annunzio wenigstens noch Klasse gehabt. Wie er im Torpedoboot über den Gardasee gedonnert war. Doch davon vielleicht ein andermal. Komm Biene, hol die Mädels und den Champagner, ich hab Durst, sagte Manni. SASCHA JOSUWEIT