vermisst: geldrampe : Handikap Bank
„Normalerweise ist sie da“, knurrt Michael Lermer. Der Sprecher der Deutschen Bank vermisst die mobile Rampe, über die Kunden im Rollstuhl die Filiale am Mehringdamm besuchen könnten. Aber – so ein Zufall – am Mittwoch ist sie einfach weg. Ausgechnet am Europäischen Protesttag der Menschen mit Behinderung. Und ausgerechnet vor seiner Filiale stehen sie nun – mehrere demonstrierende Rollstuhlfahrer. Und Fernsehteams mit laufenden Kameras.
Die Landesarbeitsgemeinschaft Hilfe für behinderte Menschen (LAGH) hatte zum Anschauungsunterricht geladen. Und nun zeigen die Rollstuhlfahrer besonders anschaulich, dass die Stufen für sie ohne fremde Hilfe unüberwindlich bleiben.
Bei mehreren Banken wollte die Gruppe auf die unzureichende Ausstattung von Bankautomaten aufmerksam zu machen. „Technisch ist es kein Problem, das Gerät so zu konstruieren, dass auch Menschen mit Behinderung diesen Alltagsgegenstand nutzen können“, erklärte der Vorsitzende des Berliner Behindertenverbandes, Ilja Seifert. Angesichts der Tendenz, Personal einzusparen und auf Kassenräume zu verzichten, sei dies sogar dringend notwendig.
Auch der Vorsitzende des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter, Peter Gramatzky, hofft auf ein baldiges Umdenken bei den Geldinstituten. Bisher wurden seine schriftlichen Anfragen regelmäßig mit dem Hinweis auf Onlinebanking abgewehrt. Für ihn ein erstaunliches Angebot. Er fragt sich, ob man ihm die Geldscheine etwa zufaxen will.
Gute Nachrichten gibt es später aus dem Bundesministerium für Justiz. Staatssekretär Alfred Hartenbach lässt bei einem Gespräch mit der LAGH im Ministerium verlauten, dass der Schutz von Menschen mit Behinderung nun doch im Antidiskriminierungsgesetz enthalten sein soll. Bereits im Januar war der Sprecherrat des Behindertenverbandes bei Bundeskanzler Schröder vorstellig geworden, um nicht nur sozial- oder arbeitsrechtlichen, sondern auch einen zivilrechtlichen Schutz zu erreichen. Behinderte sollen dann etwa bei Versicherungen einen Anspruch auf Vertragsabschluss haben. Das Antidiskriminierungsgesetz kann nun in die zweite Runde gehen. Ende der Woche soll der Entwurf fertig sein. Und vielleicht ist die Rampe bei der Deutschen Bank bis dahin auch wieder aufgetaucht.
VERONIKA NICKEL