piwik no script img

HandballWarten auf den großen Wurf

Mit viel Wirbel waren die Füchse Berlin in ihre erste Saison in der 1. Handball-Bundesliga gestartet. Der Erfolg lässt auf sich warten, aber die Zuschauer gewinnen den Sport langsam lieb.

Nicht immer zufreiden mit den Leistungen seiner Spieler: TrainerJörn-Uwe Lommel (r.) nimmt Hany ElFakharany ins Gebet Bild: Füchse Berlin

Das Ergebnis war niederschmetternd. Die Analyse fiel schonungslos aus. Und die Lösung - zwei Neuverpflichtungen - wurde der Presse am Sonntagabend in der Schmelinghalle bereits wenige Minuten nach dem 21:35-Debakel gegen den HSV Hamburg präsentiert. Bob Hanning, der Manager des Handball-Erstligisten Füchse Berlin, stellte dazu lapidar fest: "Wir sind nicht in der Lage, ein einfaches Tor zu werfen. Ja, wir haben gar Probleme, überhaupt aufs Tor zu werfen. Die Verpflichtung von Bartlomei Jaszka und Michal Kubisztal ist die logische Konsequenz."

Dass die bereits wenige Tage zuvor unter Vertrag genommenen polnischen Nationalspieler am Sonntag der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, war gewiss kein Zufall. Gegen das Weltklasseteam aus Hamburg hatte der Aufsteiger eine mehr oder minder deutliche Niederlage einkalkuliert. Mit der Einbestellung der Neuen, die am 23. Dezember gegen TuS Nettelstedt-Lübbecke zum ersten Mal eingesetzt werden sollen, wollte man bei den Füchsen nach der Schlappe erst gar keine Trauerstimmung aufkommen lassen. Martin Schwalb, der Trainer des HSV Hamburg, verstand die Botschaft. "Wir müssen uns wohl vom Acker machen", bemerkte er lachend auf der Pressekonferenz, als der Moderator das traurige Kapitel Gegenwart schloss und sich den polnischen Zukunftshoffnungen der Füchse zuwenden wollte.

Auch der nörgelnde Berliner Trainer Jörn-Uwe Lommel, der die Leistung seines Teams als "enttäuschend" bezeichnet hatte, räumte seinen Platz auf dem Podium. Jetzt war Manager Hanning in seiner Lieblingsrolle als Visionär gefragt. Ihn bekümmerte die schwache Darbietung seines Teams nicht weiter. Im Gegenteil: "Jetzt fängt der Spaß doch erst an. Nun können wir künftig an den Spielergebnissen sehen, wie sich der Abstand zu Hamburg Jahr für Jahr verkürzt", erklärte er. Hanning vermittelte selbst an diesem Abend des Stillstands den Eindruck, dass die Füchse auf dem Weg nach oben nicht aufzuhalten sind. "Mit hundertprozentiger Kraft treiben wir das Ding nach vorn", sagte er.

Diese Dynamik haben die Berliner Handballer im Verlaufe ihrer ersten Bundesligasaison selten auf dem Feld gezeigt. Nur einen dürftigen Punkt sind sie von einem Abstiegsplatz entfernt. Damit hätte man zwar derzeit, nachdem die Hinrunde fast absolviert ist, das Saisonziel erreicht. Die Zukunft kann man jedoch bei so einem geringen Abstand zur Zweitklassigkeit nicht verlässlich planen.

Durch die Verpflichtung der beiden polnischen Rückraumspieler scheinen die Füchse allerdings ihre größte Schwachstelle beseitigt zu haben. Bislang waren die Berliner auf dieser Position zu dünn besetzt. Der Norweger Kjetil Strand stand in der Mitte meist allein auf verlorenem Posten.

Die Aufstockung des Kaders wurde aber erst möglich, weil Hanning weiter erfolgreich Sponsoren akquiriert und weil mehr Zuschauer als eingeplant die Füchse sehen wollen. Am Sonntag waren zum zweiten Mal in dieser Saison bereits mehr als 8.000 Besucher in der Schmelinghalle. "Da kann man stolz drauf sein", findet Hanning.

Buhlen ums Publikum

Er bemüht sich wie kein Zweiter um das Publikum. Die sehr ordentlichen Besucherzahlen lassen sich vermutlich weniger mit den seltenen Erfolgen (nur drei Heimsiege) der Füchse erklären als vielmehr mit Hannings unermüdlichen und aufsehenerregenden Marketingaktionen. Unter anderem konnte man zuletzt die Eintrittskarten bei einem Discounter für billige 6,66 Euro erstehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!