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Hamster mit Luftröhrenschnitt

■ Die Autorengruppe Peng las über einen „Todestischler“

„Literatur an ungewohnten Orten“ versprechen die Aktionen der Autorengruppe Peng. Der Name war ein fast vollständiges Akronym aus den Nachnamen der Literaten Probsthayn, Eimers, Nowack, Gerlach und Gohlis. Inzwischen gehört auch Michael Batz dazu, leider ohne onomastische Auswirkungen.

Nachdem die Schriftsteller in einer Peep-Show, im Waschsalon und dreimal nächtens in Planten und Blomen ihr Können gezeigt hatten, war es am Sonnabend der verwinkelte Keller einer Tischlerei im Schanzenviertel. Am ersten warmen Abend des Jahres begaben sich gut zwei Dutzend Menschen in die kühlen Gewölbe, um in den verschiedenen Ecken Fragmenten aus dem Leben des Kunsttischlers Karl Pfeil zu lauschen. Zusammengehalten wurden das Ganze durch Michael Batz' Bericht über die Untersuchungshaft des von der Boulevardpresse bereits als „Todestischler“ verurteilten Mannes.

So verschieden waren die Geschichten aus Pfeils Leben, daß der Eindruck entstand, hier eine multiple Persönlichkeit kennengelernt zu haben. Reimer Eilers' Schilderung des Ortstermins in Pfeils Geigenbauwerkstatt schloß nahtlos an Batz' Bericht an. Bei Lou Probsthayn war Pfeil dagegen ein echter Szenetyp. In Gunter Gerlachs schneller Story spielt Karls eher gutmütiger Charakter nur eine Nebenrolle. Silke und die Hamster mit Luftröhrenschnitt sind die Knaller. Nicolas Nowack präsentierte einen kulturpathologischen Papierfreak, und Tobias Gohlis nahm das Ganze zum Vorwand, um sich in detailierten Beschreibungen des „weiblichen Genitals“ zu verlieren. Letzteres wäre nun wirklich nicht nötig gewesen. Kennen wir, mein Herr, kennen wir alles. is

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