Hamburgs Polizei warnt analog: Bombenentschärfer offline
Die Stadt Hamburg informierte über eine Bombenräumung auf St. Pauli an der Türklingel und im Radio. Online war nichts zu finden.
HAMBURG taz | Zwei Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg hat der Kampfmittelräumdienst auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli in der Nacht zum Mittwoch gegen 1.20 und 1.40 Uhr entschärft. Weil die 1.000 und 500 Pfund schweren Blindgänger aufeinander lagen, wurde zeitweise auch eine kontrollierte Sprengung erwogen. Laut Feuerwehr mussten rund 5.500 Menschen zur Sicherheit ihre Wohnungen vorübergehend verlassen. Etwa 300 von ihnen gingen in Notunterkünfte.
Unter Anwohnern herrschte verbreitet Ratlosigkeit. Zwar fuhren Polizeiwagen mit Lautsprecherdurchsagen durch die umliegenden Straßen. Sie waren jedoch kaum zu verstehen. Auf der Startseite des städtischen Internet-Portals hamburg.de gab es keinerlei Informationen über die Bombenräumung. Auch auf der Website der Hamburger Polizei war nichts zu finden.
Lediglich bild.de veröffentlichte einen abfotografierten Planausschnitt des Evakuierungsgebiets. Auf abendblatt.de war die Berichterstattung über die bevorstehende Bombenräumung gar nur im kostenpflichtigen Bereich zugänglich.
Torralf Köhler, Marketingleiter bei hamburg.de, sagt dazu: „Uns lag nichts vor. Wir wären dafür auf Zulieferung unserer Content-Partner angewiesen.“ Zum Beispiel die Stadt, namentlich die „Sicherheitskräfte“. Polizeisprecher Andreas Schöpflin sagt: „Es ist nicht üblich, dass wir so was im Internet veröffentlichen, das haben wir noch nie gemacht.“ Darüber habe sich noch nie jemand beschwert. „Wir gehen von Haus zu Haus und klingeln bei den Betroffenen“, so Schöpflin. „Und es hat die ganze Zeit Rundfunkdurchsagen gegeben.“
Polizisten vor Ort waren zum Teil selbst nicht richtig informiert und gaben falsche Auskünfte: „Evakuierung im Radius von 100 Metern, luftschutzmäßiges Verhalten im Radius von 200 Metern“, sagte ein Beamter an der Feldstraße noch zweieinhalb Stunden vor der Entschärfung. Tatsächlich wurden Häuser im Radius von 500 Metern evakuiert, ein Radius von 750 Metern war als Gefahrenzone festgelegt worden, in der man Fenster geschlossen halten und sich von ihnen entfernt aufhalten sollte, wie Schöpflin bestätigte.
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