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Hamburgs GEW boykottiert Zentrale

■ GEW–Hamburg deponiert Gelder für zentralen Kampffond auf Sperrkonto / Kritik an geplantem Hochhausbau

Hamburg (taz) - Im Klima des Neuen–Heimat–Skandals ist ein teures gewerkschaftliches Projekt ins Schlingern geraten, bei dem es um Millionenbeträge geht: das von der GEW–Zentrale geplante neue Geschäftsstellen–Wohn– Hochhaus in Frankfurt–Rödelheim, dessen Kosten auf 20 Millionen veranschlagt waren. Dazu hat nun die Landesvertreterversammlung Hamburg der GEW mit 141 zu 101 Stimen nein gesagt und deshalb beschlossen, die von Hamburg zu überweisenden Gelder für den zentralen Kampffond (225.000 DM) auf einem Sperrkonto zu stornieren. Aus diesem Kampffond nämlich soll laut Beschluß der GEW–Bund aus dem Jahre 1985 die Mittel für den Hausbau genommen werden, immerhin in der Größe eines ganzen Jahresetats. Heftige Kritik an diesem als „Renommierprojekt“ bezeichneten Objekt hatte es auch aus anderen Landesverbänden gegeben. Klaus Karpen, Vorsitzender der GEW–Schleswig–Holstein, äußerte Mitte Februar bereits erhebliche Bedenken, weil dieses Projekt der „Sparentscheidung“ der GEW entgegenstünde und die Entnahme aus dem Kampffond zu einer „Schwächung der Kampffähigkeit“ der GEW führen könnte. In Hamburg wurde vor allem bemängelt, daß derzeit an jeder Mark gespart werde, die Fachgruppen zu wenig Geld für Porto hätten, und immer wieder die Ausgaben für die Bedeutsame Lehrerzeitung zusammengestrichen würden, dagegen für ein derartiges Riesenprojekt plötzlich Gelder lockergemacht würden. Zudem hat die Mitgliederschaft besonders aufgebracht, daß sie nicht genug über dieses Millionenspiel unterrichtet worden waren. Pläne dazu, so mußten Mitglieder mühsam erfragen, gibt es bereits seit 1983. Die Zentrale in Frankfurt hält wegen der derzeit „unzumutbaren Arbeitsbedingungen“ weiter an dem Projekt fest, will es jedoch abspecken. Dadurch hofft man, 7 Millionen weniger ausgeben zu müssen. Reiner Scholz

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