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Archiv-Artikel

Hamburgs Bäume im Stress

Herbstliche Pflanzenkunde: Gleich drei Arten von Schädlingen machen den Bäumen das Leben schwer. Wer seine Blätter bis zum Ende der Photosynthese-Saison behält, hat trotzdem genug Nährstoffe. Kastanien-Motte in diesem Jahr nicht so schlimm

von Kaija Kutter

Der Herbst ist romantisch bunt. Doch der Blick der Spaziergängerin auf das Laub offenbart, dass auch in diesem Jahr eine Vielzahl von Baumarten mit Schädlingen und Pilzkrankheiten zu kämpfen hat. Allgemein am bekanntesten sind die Probleme der Rosskastanie. Die Ränder ihrer fächerartigen Riesenblätter sind auch in diesen Tagen bräunlich gekräuselt: Die aus Südeuropa importierte Miniermotte macht den Baumriesen zu schaffen.

Gartenbesitzer haben nach zahlreichen öffentlichen Appellen bereits verinnerlicht, dass hier der Gang zum Drogeriemarkt und der Kauf von Laubsäcken für 1,50 Euro das Stück angezeigt ist, denn dieses Laub gehört nicht auf den eigenen Misthaufen, sondern in die städtischen Kompostierungsanlagen, wo „hohe Temperaturen das Überleben der Motteneier verhindern“, wie Gregor Hilfert vom Pflanzenschutzamt Hamburg erklärt.

In diesem Sommer, so der Pflanzenexperte, sei es den Kastanien aber besser ergangen als im Hitzesommer 2003. Während seinerzeit viele Bäume – durch die Trockenheit zusätzlich gestresst – ihre Blätter teilweise schon im Juli verloren, blieben sie in diesem Jahr länger grün, was auch die Zeit für die Nährstoffbildung durch Photosynthese verlängerte.

Früher als sonst dagegen hat ein großer, stämmiger Ahornbaum seine Blätter verloren. Sie fielen schon im September gekräuselt vom Baum, versehen mit schwarzen Flecken und weißen Schlieren. Hinzu kommen weiße, puschelartige Flecken an Ästen und Stamm, die besorgte Gartenbesitzer ein baldiges Ableben befürchten lassen.

Auf der Homepage des Pflanzenschutzamtes (www.pflanzenschutzamt-hamburg.de) lassen sich diese Krankheitsbilder anhand von anschaulichen Fotos identifizieren. Da wäre zunächst die „Teerfleckenkrankheit“, wie Hilfert erläutert. Der Pilz, der schwarze, runde Flecken verursacht, sei in diesem Jahr sehr verbreitet, weil es im Juni viel regnete. Tritt er massiv auf, so kann dies zum frühzeitigen Abfallen der Blätter führen. Allerdings gibt es diese Flecken bei Ahornen in jedem Jahr.

Stärker als früher leiden die Ahorne jedoch unter dem „echten Mehltau“. Unter diesem Begriff ist eine Gruppe von Pilzen zu verstehen, von denen sich eine auf Ahornarten spezialisiert hat. Mehltau liebt Wärme und Trockenheit, weswegen er sich, so der Gartenbauingenieur, im heißen Sommer 2003 „rasant ausweitete“. Dass die weißen Schlieren auch in diesem Jahr stark vertreten sind, liege an dem hohen Infektionspotenzial aus dem Vorjahr. Wer dieses Risiko fürs nächste Jahr lindern will, sollte die Blätter in Laubsäcken einsammeln oder die Blätter auf dem eigenen Komposthaufen mit Erde abdecken.

Die dritte Gefahr für den Ahorn sind die Blattläuse. Auffällig und erst seit kurzem in unseren Breiten vorhanden ist die „wollige Napfschildlaus“, die im Frühjahr kleine weiße Säcke mit hunderten von Eiern an die Stämme auch von Linden und Kastanien heftet. „In Eimsbüttel waren ganze Straßenzüge davon befallen“, weiß Hilfert.

Hier kann wiederum der Hobbygärtner einschreiten und im Mai oder Juni, bevor die Läuse schlüpfen, die Nester mit einer Bürste oder einem Wasserstrahl mechanisch entfernen. Nicht möglich ist derlei Fürsorge bei großen Bäumen. „Die Straßenbäume stecken die Schadenserreger in der Regel weg“, sagt Hilfert. Allerdings habe man mit der Laus erst seit vier Jahren Erfahrung. Wenn die Bäume zudem einen ungünstigen Standort haben, könne dieser Schädling zur ernsten Gefahr werden. Da sei Expertenrat vonnöten.

Beratung des Pflanzenschutzamtes: Montag 12 bis 16 Uhr, Mittwoch und Freitag 8 Uhr bis 12 Uhr, ☎ 428 16-590.