: Hamburger und Hundehaufen
Wahlkampf im Internet: Der Innensenator plaudert im gefilterten „Live-Chat“ über Persönliches und Ornungswidriges
Als „Premiere im Internet“ hatte die Innenbehörde ihn angekündigt: den ersten Live-Chat mit Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) im Stadtportal „bremen.de“. Der im Mai für das Bürgermeisteramt kandidierende Röwekamp stand im Netz „60 Minuten lang Rede und Antwort“ – so nannte zumindest die Pressestelle das Geplänkel. Es handelte sich um einen „moderierten Live-Chat“, die Fragen wurden vorher gefiltert.
„Kritische“ Beiträge, auf die Röwekamp einging, hatten vor allem ein Anliegen: mehr Polizei, Videoüberwachung und „kommunale Ordnungsdienste“. Diese sollten, so die Anregungen, wahlweise gegen „Hundehaufen“, „zu 85 Prozent südländische Jugendgangs in Kattenturm“ oder zum „Verscheuchen von Drogendealern“ genutzt werden.
Eine eher unangenehme Frage schließlich lies man sich gefallen. Wann Röwekamp denn „endlich seine seine Verweigerungshaltung“ bezüglich der Einbürgerung von Murat Kurnaz aufzugeben gedenke, wollte „Thore“ wissen. Röwekamp entgegnete, in Bremen würden Einbürgerungsanträge „nicht über die Zeitung, sondern im Amt gestellt“. Dies gelte auch für Murat Kurnaz und sei „keine politische Frage“. Die Frage nach dem Planungsstand der in die Kritik geratenen Hamburger Arzt-Gutachten zur Reisefähigkeit von Flüchtlingen ließen die Moderatoren nicht zu.
Nach weiteren Einblicken in „den Menschen hinter dem Politiker“ – „am liebsten esse ich Nudeln, aber es dürfen auch mal Hamburger sein“ – ließ Röwekamp wissen, dass er den Chat „riesig“ fand und dem nächsten Termin bereits „entgegenfiebert“. Dieser ist für den 15. März angesetzt. Das Innenressort kündigte an, die Aktion künftig regelmäßig zu wiederholen. cja