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Hamburger ZeltdorfPunks auf Kuschelkurs

Die Bewohner der Brachfläche an der Stresemannstraße wollen dort bleiben, dürfen aber nicht. Jetzt sollen Verhandlungen mit dem Altonaer Sozialausschuss helfen.

Unterkunft mit Küche: im Zeltdorf an der Stresemannstraße. Bild: Sebastian Isacu

HAMBURG taz | Ein Bauzaun trennt das kleine Dorf von der Stadt. Die Hütten und Zelte an der Ecke von Stresemannstraße und Kieler Straße sind versteckt, hohes Gras erschwert die Sicht. Erst wer hinter den Zaun tritt, der sieht ein Paar Punks um eine Feuerstelle sitzen, dem Treffpunkt des Dorfes.

Seit rund zwei Jahren wohnen obdachlose Punks auf dem Baugrundstück. Am Anfang waren sie zu viert. „Jetzt sind wir rund 30“, sagt Headbanger.

Am vergangenen Donnerstag gab es in der Bezirksversammlung Altona Streit zwischen Politikern und Punks. Es ging unter anderem um die Frage, ob sie da sein durften und wie viel sie mitreden dürfen. „Die Linke hat uns alle zur Versammlung eingeladen“, sagt Headbanger. Robert Jarowoy von der Linksfraktion im Bezirk Altona sagt, er habe die Gruppe auf diesen öffentlichen Termin hingewiesen. Dabei wollen die Punks eigentlich weder Randale noch Aufstand machen, sagen sie. Die Gruppe sei mit Unterstützern zu dem Termin gegangen, am Ende seien es rund 60 Personen gewesen, sagt Casi. „Das ist dann ein bisschen ausgeartet.“ Wie kam es zum Streit? „Das waren Kommunikationsprobleme“, sagt Headbanger.

Das Punk-Dorf

2011 zogen vier Punks in eine selbst gebaute Hütte auf dem Grundstück Stresemannstraße/Ecke Kieler Straße.

Seit August 2013 leben 30 Obdachlose auf der Fläche.

Den Zulauf erklärt die Gruppe mit Mundpropaganda.

Eigentümer war zunächst der Investor Burim Osmani, seit zwei Jahren gehört die Fläche der Hanseatic Holding AG.

Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet hat der Geschäftsführer der Holding AG vor drei Monaten. "Wegen mangelndem Interesse der Öffentlichkeit" ließ die Staatsanwaltschaft die Anzeige fallen.

Der Sozialausschuss, in dem über ein weiteres Vorgehen beraten wird, tagt heute um 18 Uhr. Fünf Vertreter der Punks werden dort ihr Anliegen vortragen.

Casi erzählt, dass sie einen Verein gründen wollen. „Damit wir ernster genommen werden“, sagt er. Ihm ist eigentlich nicht so wichtig, ob die Gruppe nun an der Stresemannstraße bleibt oder weiterzieht: „Hauptsache, wir werden nicht wieder auseinander gerissen.“ Denn gerade zum Winter hin sei das Leben auf der Straße gemeinsam leichter zu meistern.

Am heutigen Dienstag wollen fünf von ihnen noch mal das Gespräch mit den Bezirkspolitikern suchen. Der Sozialausschuss der Bezirksversammlung hat sie eingeladen, dort dürfen sie ihr Anliegen erklären.

Dabei ist eigentlich längst klar, was die Punks wollen: Zusammen bleiben. Am liebsten auf dem Platz an der Stresemannstraße. Aber sie wüssten auch, dass das nicht so einfach gehe. Schließlich soll auf dem Grundstück wieder gebaut werden. Das spricht auch Mark Classen an, der baupolitische Sprecher der SPD in Altona. Er ist zum montäglichen Plenum der Gruppe gekommen, um sie auf den Ausschuss vorzubereiten.

Die Stimmung scheint bedrückt, während Classen spricht. Man spürt deutlich die Angst davor, einfach verdrängt zu werden. Immer wieder fragt jemand, ob die Gruppe nicht zusammen in ein Winterquartier gehen könne. Die Gemeinschaft ist aneinander gewöhnt, die Hunde werden von jedem gestreichelt. Bier und Tabak wird geteilt, ebenso die gesammelten Pfandflaschen.

Sie seien bereit auf die Politiker zuzugehen, sagt Headbanger vor dem Termin beim Sozialausschuss. „Solange man uns nicht in den Sachsenwald schickt.“ Sie wollen nicht nach Friedrichsruh.

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