Hamburger Szene : Schwarzfahren mit dem HVV
Es war Samstagmorgen. Meine Uhr zeigte 7.03 Uhr. Der HVV würde sicher schon an diesem Punkt widersprechen, aber ich finde: Selbstverständlich ist es nicht, sich um diese Uhrzeit einen Fahrschein zu kaufen. Ich habe es trotzdem getan.
Nach zwei Stationen, am Hauptbahnhof, stiegen tatsächlich Kontrolleure zu. Ich beglückwünschte mich innerlich zu meiner Rechtschaffenheit und zog entspannt mein Ticket hervor. Gelangweilt warf die Kontrolleurin einen Blick darauf – und bellte mich plötzlich an: „Sie hätten hier aussteigen müssen.“
Es war nicht zu verkennen, dass es ihr Genuss bereitete, mich bei etwas angeblich Unrechtmäßigem ertappt zu haben. Nur: Ich war mir überhaupt keiner Schuld bewusst. Die nächste Station erst war meine, Berliner Tor, und noch nicht der Hauptbahnhof. Sie hielt mir vor, ich hätte ein Kurzstreckenticket gelöst und das gelte nur für zwei Stationen.
Ich hatte das nicht gewusst. Das sagte ich ihr. Ich appellierte an ihr Verständnis, aber sie hörte gar nicht zu. Ich war eine Schwarzfahrerin, trotz meines Tickets am Samstagmorgen um 7.03 Uhr. Sie drückte mir einen Zettel in die Hand, auf dem stand, dass ich 15 Euro Strafe zu zahlen hätte.
Ich habe nicht bezahlt. Ich habe den HVV angeschrieben und darauf hingewiesen, dass ihm etwas Kulanz gut zu Gesicht stünde. Ich habe keine Antwort erhalten. Stattdessen kam ein Schreiben eines Forderungseintreibungsunternehmens, das die 15 Euro verlangte und seine eigenen Kosten noch dazu. 25 Euro sind es jetzt – viel Geld für eine S-Bahn-Station. Elke Spanner