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Hamburger Kino-Tips

Ludwig II. und Sissi stehen im Park von Bad Ischl unter schwarzen Regenschirmen im Schneegestöber: Zwei Unglückliche, weniger Herrscher als vielmehr Gefangene. Ein kurzer Moment der Nähe, und ein unendlich trauriges Bild. 1972 verfilmte Luchino Visconti das Leben des aus seiner Zeit und Rolle gefallenen „Märchenkönigs“ als vierstündiges poetisch-stilles Epos voll prachtvoll-dramatischer Bilder. In die deutschen Kinos kamen allerdings nur etwas mehr als zwei Stunden des phantastischen Materials, ein an allen Seiten beschnittener Werk-Torso, der eine Beurteilung gar nicht zugelassen hätte. Nicht nur Viscontis Erzählfluß war da zerschnippelt, es waren auch Hinweise auf die Homosexualität des Königs saubergekürzt worden. Nachdem Visconti den Film damals per Gerichtsentscheid aus dem deutschen Verleih nahm und auch die 3-Stunden-Fassung von 1979 nicht vollständig war, gibt es nun als Hamburger Erstaufführung die vom italienischen Fernsehen RAI mit Viscontis Co-Autorin Cecchi d'Amico erarbeitete Neumontage: 245 Minuten eines elegischen Meisterwerks, das mit großen Bildern eine kleine Zeit zeigt. Ab Do, 30. Mai, Abaton

Berühmt geworden ist Tomás Gutiérrez Alea bei uns erst in den letzten Jahren und durch die Filme, die er mit Juan Carlos Tabía gemeinsam gedreht hat. Doch schon seit 1961 drehte er Filme. Die wunderbare Tragikomödie Guantanamera von 1995 war das letzte Werk des Kubaners, der vor kurzem starb. Drei seiner Filme sollen hier noch einmal an ihn erinnern: Hasta Cierto Punto (Bis zu einem gewissen Punkt, 1983), die Geschichte eines Filmemachers, der eine Hafenarbeiterin kennen und lieben lernt, ein Panorama des komplizierten Lebens auf der Zuckerrohrinsel, aber auch Erdbeer und Schokolade und eben Guantanamera. Ab Do, 30. Mai, 3001-Kino

„Oh my God!“ nannte der eben 30jährige Filmemacher Harrod Blanks seinen völlig umgestalteten und gestylten VW-Käfer. Der reichte ihm nun nicht mehr, deshalb hat er einen durchaus gelungenen Doku-Streifen über vierzig andere amerikanische Autonarren und ihre Wild Wheels gedreht: da werden echte Juwelen aufgeklebt, die Motorhaube mit Gras bepflanzt, das beim langsamen Fahren dann wächst und (immer mit 50 mph) so weiter... Mo, 3. Juni, 22.30, Alabama

Unter dem Titel „Der Blick durch den Schador“ zeigt das Metropolis fünf Filme des neuen iranischen Kinos. Die fünf Regisseure, darunter auch der bekannteste iranische Filmemacher Abbas Kiarostami, geben ein vielschichtiges Bild des Gottesstaates hinter dem Schleier. Ferner werden die beiden Regisseure Mohsen Makhmalmbaf und Dariush Mehrjui ihre Filme persönlich präsentieren. Ab 1. Juni, Metropolis

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