Hamburger Bahnhof: Die Weisheit von Fischen, Schnecken oder Gräsern
Ist es eine Muschel oder ein hohler Baumstumpf, den Agnieszka Brzeżańska aus braun glasierter Keramik nachgeformt hat? Die organisch verschlungenen Konturen des Objekts geben keine klare Figur preis. Hingegen kann man aus seinem hohlen Bauch einen feinen Gesang vernehmen. – Die Dinge dieser Ausstellung im Hamburger Bahnhof haben alle etwas zu erzählen, denn Antje Majewski (s. u.) und 12 von ihr geladene Künstler*innen treten darin mit Wesen und Orten in Kontakt, die zu banal und zu weit weg für eine Kommunikation sind. „How to talk with birds, trees, fish, shells, snakes, bulls and lions“ ist der so ungewöhnliche wie unmissverständliche Titel der Schau, die mit einem Sammelsurium an Dingen entlegene Orte dieser Welt ganz nahbringt: die Wälder Ungarns, einen Fluss in Kolumbien, heilige Bäume in China, einen Hof in Dakar, eine Brache in Berlin Wedding. Die Fundstücke, Kultobjekte, Installationen, Videoarbeiten, Malereien oder Filme sind alle fein miteinander versponnen wie in einem Ökosystem. Eine Muschel etwa steht im Zentrum eines Gesprächs zwischen Majewski und Issa Samb aus Dakar, dessen Videomitschnitt nun in einer raumgreifenden Projektion zu sehen ist. Samb glaubt an das tiefe Wissen, das Objekten anhaftet und in jede Verbindung zwischen Dingen und Personen weitergetragen wird. Der Künstler ist mittlerweile verstorben, sein bewachsener Hof wurde zerstört, aber die originale Muschel ist zu sehen. Sie taucht auch an anderer Stelle in der Austellung wieder auf, übertragen auf ein Gemälde.(soj)
Bis 12. 5., Di.–Fr. 10–18Uhr, Sa. + So. 11–18Uhr, Invalidenstr. 50-51
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