Hamburg stellt aus : Millionen für Militaria-Museum
Für den Ankauf des St. Pauli-Museums des Fotografen Günter Zint fehlen der Stadt 150.000 Euro. Die Geschichtswerkstätten werden mit Hinweis auf den leeren Kulturetat drangsaliert und ausgeblutet. 30.000.000 Euro – in Worten: dreißig Millionen –schüttet das städtische Füllhorn hingegen für das Tamm-Museum in der Hafencity aus. Dafür gibt es distanzlosen Waffenkult, Technikbesoffenheit und Heldenverehrung auf 15.000 Quadratmetern. Todbringender Militärprunk, bis hin in die Nazi-Zeit, dessen Zurschaustellung für alle Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ein Schlag ins Gesicht sein muss.
Kommentarvon Marco Carini
Und da hier zugleich die wohl größte öffentlich zugängliche Hakenkreuzsammlung der Hansestadt in Szene gesetzt wird, ist die Befürchtung, da entstehe in der Hafencity ein Wallfahrtsort für alte und neue Nazis, nicht von der Hand zu weisen. Umso mehr, da die Stadt zwar zahlen, über die Inhalte des Museums aber nicht mitbestimmen darf.
Da das Milionengeschenk an den Multimillionär Tamm bereits verteilt ist, gilt es zumindest an diesem Punkt noch die Weichen anders zu stellen. Das Museum ist nicht nur überflüssig, es führt auch jede historische Aufarbeitung deutscher Kriegsverbrechen durch seine Verherrlichung maritimer Mördermaschinen ad absurdum. Da ist Korrektur nicht nur wünschenswert, sondern unverzichtbar. Hamburg muss sich entscheiden: Gedenkstätte Neuengamme oder militärischer Traditions-Tamm-Tamm in der Hafencity. Beides zusammen geht nicht.