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Hamburg: Talfahrt der Sozialdemokraten

■ SPD verlor gegenüber 1983 6,2 Prozent / Verluste auch bei der CDU / FDP wurde mit 9,6 Prozent ein Comeback beschert / GAL steigert sich auf 11 Prozent / Testlauf für Neuwahlen brachte Verwirrung

Aus Hamburg Florian Marten

Versteinerte Gesichter, Sprachlosigkeit: Die Hamburger Sozialdemokraten, erst am 9. November von einer unerwarteten Katastrophe bei der Landtagswahl (41,7 am Sonnatg abend erneut fassungslos vor dem Votum der Wähler: Mit 41,2 den Stand von 1953, verlor gegenüber der sowieso schon schlechten Wahl von 1983 (47,4 Hamburg hatte die Bundestagswahl den Charakter eines Testlaufs für die festgefahrene innenpolitische Situation in dem Stadt staat. Vor allem die Sozialdemokraten hatten sich mit dem Blick auf den 25. Januar politisch im Minderheitssenat eingeigelt und Gespräche mit der CDU und den Grünen strikt verweigert. Der Sturz am 9.11. war so tief gewesen, daß selbst SPD–Pessimisten mit einem Anstieg der Stimmen am Sonntag rechneten. Damit, so die Hoffnung der Sozialdemokraten, sollte dann innenpolitisch die Offensive eingeläutet werden. Erschrocken war aber auch die CDU: Die strahlenden Wahlsieger vom 9.11. (41,9 in Hamburg deutlich und landeten bei 37,4 bei Bundestagswahlen einmal aus dem 40 können, ging nicht in Erfüllung. Einen Coup bescherten die Wähler der FDP: Seit vielen Jahren in Hamburg stabil unter 5 Prozent, gelang ein erstaunliches Comeback mit stolzen 9,6 Prozent. Und dies macht die innenpolitische Situation so verwirrend: Weder CDU noch SPD hatten bei den inoffiziell schon für den 13. September anvisierten Neuwahlen die FDP einkalkuliert. Bei Neuwahlen, dies scheint jetzt jedoch sicher, wird die FDP in die Bürgerschaft einziehen.Da die Hamburger FDP auf Landesebene bereits vor dem 9.11., wenn auch unverbindlich, so doch heftig mit der SPD geflirtet hatte, wird bei Neuwahlen fast alles denkbar - bis auf eine GAL–FDP–Koalition. Stabil und selbstbewußt zeigt sich nach wie vor die GAL: Ihre 11 Prozent (8,2 Prozent 1983, 10,4 am 9.11.86) machen klar, daß es linke Mehrheiten ohne die GAL in Hamburg nicht mehr geben wird.Die GAL hofft auf Tolerierungsverhandlungen mit der SPD. Bemerkenswert bei der jüngsten Wahl: Die GAL, die mit ihrer Frauenliste am 9.11 bei den Frauen deutlich zulegte, verlor am Sonntag bei den Wählerinnen. Ganze 6 Prozent der Jungwählerinnen wechselten zur SPD. Unter den Männern zwischen 18 und 45 Jahren verzeichnete die GAL dagegen heftigen Zustrom.

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