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Archiv-Artikel

Hallenhandball ohne Halle

Bis heute muss der HSV Miete zahlen, sonst bleibt die Color Line Arena am Sonntag vermutlich dicht. Wirtschaftliche Schieflage des Vereins droht in die Insolvenz zu führen. Als Retter drängt sich Jürgen Hunke an, der umtriebige Ex-Präsident des HSV

von Christina Stefanescu

Nach dem 23:21 Sieg beim SV Post Schwerin geht es dem HSV Handball zumindest sportlich gut. Mit 5:1 Punkten steht die Mannschaft von Trainer Bob Hanning auf Platz 6 der Tabelle. Wirtschaftlich stehen die Zeichen jedoch unverändert auf Sturm. Die Hallenmiete für das Heimspiel am kommenden Sonntag gegen TuSEM Essen muss bis heute überwiesen werden, die Spieler warten noch immer auf ihr Gehalt für den Monat August.

Innerhalb der nächsten zehn Tage wird sich die Zukunft des Vereins entscheiden: Entweder werden die Verbindlichkeiten in Höhe von drei Millionen Euro beglichen oder der wirtschaftliche Träger, die von HSV-Mehrheitsgesellschafter Winfried Klimek geleitete Omni Sport GmbH und Co KG, geht in die Insolvenz – und der HSV Handball ginge damit baden.

Klimek hatte in den vergangenen Tagen einen finanziellen Zuschuss aus eigener Tasche zum Abtragen der Schulden des Vereins nicht ausgeschlossen. Er selbst verfügt zwar über ein ausreichendes Privatvermögen, kann jedoch nach Informationen der taz bis Januar kommenden Jahres nicht auf seine finanziellen Reserven zurückgreifen.

Ob Insolvenz oder nicht, die Zukunft der Bundesliga-Handballer ist in beiden Fällen eng mit dem Namen Jürgen Hunke verknüpft. Der Traber-Präsident, der dem HSV Handball bereits im Lizensierungsverfahren mit einem Darlehen ausgeholfen hatte, möchte eine Blamage für den Olympiabewerber Hamburg verhindern: „Wenn Herr Klimek seine Verbindlichkeiten begleicht, bin ich bereit, dem Verein zu helfen, in einer finanziellen Krise auch mit einer Bürgschaft“, sagte Hunke der taz.

Der ehemalige HSV-Präsident will aber nicht für die offenen Verbindlichkeiten bürgen, sondern vielmehr bei einem Neuanfang ohne Klimek sein Know-how zur Verfügung stellen und bei der Gründung einer AG durch den Verein helfen. Seine Hilfe bietet Hunke auch im Falle einer Insolvenz an. Wenn nötig, werde er in der AG als Treuhänder fungieren. „Das Problem des HSV ist Klimek“, betonte Hunke, der sich keine Zusammenarbeit mit dem Noch-Mehrheitsgesellschafter vorstellen kann.

Die sportliche Zukunft der Handballer sieht Hunke auch weiterhin in der Bundesliga. Die AG, die in den nächsten Tagen gegründet werden soll, werde die Lizenz entweder von Omni Sport für einen Euro erwerben, oder aber im Falle einer Insolvenz beim Verband für den Verbleib des Clubs in der ersten Liga kämpfen, erklärte Hunke sein Sanierungskonzept. „Eine olympische Sportart darf in einer Sportstadt wie Hamburg nicht fehlen“, begründet er sein Engagement. Es sei „bewundernswert“, dass die Spieler trotz der offenen Gehaltszahlungen noch immer spielten.

Der Betreiber der Heimspielstätte des HSV, die Color Line Arena, wartet indes noch immer auf ausstehende Mietkosten in Höhe von 250.000 Euro. Wie bereits beim letzten Heimspiel gegen die SG Wallau-Massenheim hatte die Arena GmbH den Verein aufgefordert, die Miete vorab zu überweisen: „Ich kann nicht ausschließen, dass die Arena am Sonntag geschlossen bleibt, falls die Miete nicht bis Dienstag gezahlt wird“, sagt Geschäftsführer Uwe Frommhold.

Eine Insolvenz des wirtschaftlichen Betreibers des HSV Handball werde aber „die Arena nicht umbringen“, kommentierte er ein mögliches Ausbleiben der Miete. Der Sport mache ohnehin nur 40 Prozent der Veranstaltungen in der Color Line Arena aus. Man wisse zudem früh genug Bescheid und könne die entstehenden Verluste auffangen, sagte Frommhold.