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Half Schäuble Schalck auf der Flucht?

■ Nach Angaben des 'Stern‘ soll sich der Innenminister für Schalck-Golodkowski eingesetzt haben/ Der ehemalige Devisenschieber Schalck hat Protokolle über seine Gespräche mit BRD-Politikern angelegt

Bonn (ap/adn/taz) — Nachdem die taz Anfang dieses Monats detailliert über die dubiosen Verbindungen zwischen dem ehemaligen Devisenschieber Schalck-Golodkowski und CSU-Freundeskreisen sowie Westgeheimdiensten berichtet hat, wird jetzt im 'Stern‘ aufgedeckt, daß die Flucht des früheren Stasi-Generalleutnants aus der DDR von Bundesinnenminister Schäuble (CDU) gedeckt worden sei. Wie es heißt, soll sich Schäuble beim Diakonischen Werk für Schalck eingesetzt haben.

Unter Berufung auf bislang geheime Dokumente berichtete der 'Stern‘, Schäuble habe dem Präsidenten des Diakonischen Werkes, Karl Heinz Neukamm, am 3.Dezember 1989 einen „dringenden Hilferuf“ übermittelt: „Dr. Schalck fühlt sich bedroht, bitte übernehmen Sie seinen Schutz.“ Neukamm habe sich daraufhin um den in der DDR mit Haftbefehl gesuchten Staatssicherheitsoffizier gekümmert. Schalck habe „intensiven Kontakt“ mit Schäuble gepflegt, schreibt das Blatt weiter. Der Devisenbeschaffer habe im Mai 1989 notiert, der Innenminister stehe ihm als Vertrauter des Bundeskanzlers „jederzeit zur Verfügung“. Der Minister erklärte dazu in Bonn: „Richtig ist, daß Schalck- Golodkowski nach seiner Flucht nach West-Berlin versucht hat, mich telefonisch zu erreichen. Falsch ist, daß ich Schalck bei seiner Flucht in den Westen geholfen habe.“ Er, Schäuble, habe über Neukamm „den dringenden Rat ausrichten lassen, sich den Justizbehörden zu stellen, den Schalck-Golodkowski bekanntlich befolgt hat“.

Auch Neumann hat sich gestern zu Wort gemeldet. Wie er angab, war das Diakonische Werk auf Bitten der Bundesregierung bis Ende 1989 mit dem Freikauf von Häftlingen aus der DDR befaßt. Es habe aber nicht Schalck-Golodkowski bei seiner Flucht in den Westen geholfen. Richtig sei, daß sich der ehemalige DDR- Devisenbeschaffer schutzsuchend an Schäuble und ihn gewandt habe und er, so Neukamm, an Schalck den Schäuble-Rat, sich zu stellen, weitergegeben habe.

Wie es im 'Stern‘ weiter heißt, habe der frühere Devisenhändler nach jedem Gespräch mit BRD-Politikern Protokolle angelegt und an den Minister für Staatssicherheit Mielke geschickt. Der verstorbene CSU- Chef Franz Josef Strauß habe dem Stasi-Offizier Wissen aus erster Hand geliefert, „für dessen Übermittlung ein normaler Bundesbürger wegen nachrichtendienstlicher Tätigkeit für die DDR eingesperrt worden wäre“, so über Details wie das Produktionsprogramm von MBB.

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