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Halbe-Halbe-Spektakel

■ Bremer Sternmarsch am Internationalen Frauentag

Vermutlich über 1.000 BremerInnen feiern unter dem zeitgemäßen Motto „Halbe-Halbe“ mehr sich selbst als den unglücklichen 8. März. Startpunkte für den Sternmarsch ab 17 Uhr sind Bahnhof, Goetheplatz und Langemarckstraße, von dort geht's zum Rathaus. Im Anschluß um 18.30 Uhr beginnt eine Samba-Show im Konsul-Hackfeld-Haus, Birkenstraße 34. Es wird keine Soli-Latschdemo aus Pflichtgefühl werden. Denn seit dem 8. März '86 soll die Aktion „in erster Linie Spaß machen“. Sagt Gabi Grete Kellerhoff. Drei Stränge Theater/Kabarett, gewerkschaftliche Frauenpolitik und Feminismus verflechtet und verpflichtet Gabi K. jetzt zum vierten Mal zu einer bunten Seilschaft-Demo im Männergebirge. Kein Wort von Dauerfrust, von so etwas redet Gabriele Grete nicht. Denn in ihrer politischen Laufbahn sind eine Obdachlosen-Ini und der Arbeitslosen-Selbsthilfe -Laden, in dem sie arbeitete, mangels Förderung eingegangen, und das war vor zehn Jahren. Viel später begann sie mit Theatergruppen nur für Frauen in der ÖTV: „Unter Frauen läuft einfach mehr ab, egal, was das für verschiedene sind.“ Auf dem Flugblatt steht: „atlas ...venus... welt...halber himmel...ganze hölle...halbe halbe“. Eine Venus (eine echte? ) wird die Welt dem Atlas auf dem Marktplatz von den Schultern nehmen (und wie oft zurückgeben?). Meilensteine auf dem Weg zum Markt sind halbierte Kinderpötte, halbierte Kehrbleche und halbierte Aktenordner - aus Gips. Auf dem Flugblatt stehen keine Forderungen und keine Zahlen, aber: „Frauenkulturfest - gemütlich..futuristisch... - Frauen beladen, überladen, verladen, geladen - zum Fest.“ Schade, daß die violette Fräuchenpyramide nicht breitbeinig dasteht.

gürt

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