Hajo Schiff Hamburger Kunsträume: Aufbruch mit großen Symbolen
In schwieriger Lage helfen große Symbole: Seit Donnerstagabend leuchtet „EUROPA“. In 24 Metern Höhe auf dem Wandlerwerk des ehemaligen Kraftwerks Bille strahlen 33 große Neonröhren das Wort ins Dunkel der europäischen Verwirrungen um Brexit und neonationales Gedöns – leuchten zumindest aber dem geplanten Aufbruch in Hamburgs Südosten. Das schon von den Elbbrücken sichtbare Bekenntnis gegen Europamüdigkeit ist ein von privaten Sponsoren getragenes Wanderprojekt, das auch in Berlin und Bochum, Nürnberg und Essen für die EU wirbt.
In Hamburg geht das zusammen mit der Werbung des sächsischen Investors MIB Coloured Fields. Spezialisiert auf die „Revitalisierung von Industrieliegenschaften“ will der das stark renovierungsbedürftige, schon länger für Kunstaktivitäten und als Atelier genutzte Kraftwerk Bille zu einem der Leipziger Baumwollspinnerei vergleichbaren Kulturzentrum machen. Zur Probe sind noch bis Sonntag in Kooperation mit dem frisch gegründeten Hamburger Ableger der Leipziger Spinnerei-Galerie Jochen Hempel in den Industrieräumen drei große Installationen zu sehen.
In der Trafohalle zeigt der Schweizer Künstler Beat Streuli in einem 3-Kanal-Video seine distanzierte Beobachtung der unterschiedlichen Menschen im Autostau am Brüsseler „Quai de l’industrie“, in der Kesselhalle steht der eindrucksvolle „Bit.Fall“ von Julius Popp, bei dem aus Wassertropfen flüchtige, aus dem Internet gefilterte Wörter entstehen, und in der Kohlenhalle geht es kontrafaktisch idyllisch zu: Christina Moreno Garcia zeigt Bilder einer Herde, die ihr Schäfer durch die spanischen Pyrenäen führt.
Abzuwarten bleibt, wohin die Pläne am Bullerdeich führen. Auf jeden Fall in die eigene Planung aufgenommen werden sollte die Jahresausstellung der HfbK. Gleich nach dem chinesischen Neujahr steppt am Donnerstag, den 7. Februar, am Lerchenfeld zwischen junger Kunst und kreativen Pop-up-Bars der Bär.
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