Hajo Schiff Hamburger Kunsträume: Neues Jahr, neue Akteure, neue Pläne – alte Fragen
Zum neuen Jahr häufen sich Pläne und Hoffnungen – obwohl dann doch meist alles so weitergeht wie bisher. Hoffnungsfroh auf die zehn Hamburger Arbeitsstipendien zeigen 25 vorausgewählte Bewerber noch zehn weitere Tage ihre Arbeiten im Kunsthaus an der Klosterallee, diesmal insbesondere mit zeitbezogenen Medien – Performance, Video, Sound und sogar Instagram.
Hoffnungsfroh sind auch die neuen Mitglieder des Hamburger Berufsverbandes bildender Künstler: In der Reihe „Position.“ präsentieren sich 28 von ihnen bis 21. Januar in der Fabrik der Künste am Kreuzbrook in Hammerbrook. Und da die Kunst und ihr Arbeitsumfeld immer wieder neu befragt werden müssen, gibt es dort jeweils um 19 Uhr auch Vorträge und Diskussionen: Volker Kirchberg und Patricia Wedler von der Lüneburger Leuphana-Universität befassen sich am Montag mit künstlerischen Perspektiven auf die Stadtentwicklung. Am Mittwochabend argumentiert Priska Streit kämpferisch für die schon ewig lange geforderte Notwendigkeit der Ausstellungsvergütung und der freie Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich spricht am Freitagabend schließlich über „Auftragskunst – Geschichte und Gegenwart eines umstrittenen Phänomens“.
Die aktuelle Rolle der Kunst ist auch am 19. Januar im Hinterconti Thema: Rahel Puffert, Michel Chevalier und Ben Atkins stellen in ihrer kunsttheoretisch Änderungen fordernden Reihe „target: autonopop“ um 20 Uhr den Film „Poor People Relax Me“ vor. Ähnlich wie beim preisgekrönten Film „The Square“ werden in dieser ebenfalls 2017 gedrehten Reflexion von Clara Winter und Miguel Ferráez die Routinen der Kunstmarktproduktion zugleich ins Bild gesetzt und kritisiert, wobei der Hintergrund der aktuellen Diskussion dabei das ferne Mexiko ist.
Ganz hiesig um die Chance der Kunst als Stadtteilentwicklung geht es im Münzviertel. Günter Westphal, die Seele der dortigen jahrelangen Graswurzel-Prozesse, wird mit der Stadtethnologin der Hafencity-Universität, Kathrin Wildner, in der Galerie Kammer am 18. Januar um 19 Uhr zu klären versuchen, wie emanzipatorische, ja poetische Stadtplanung möglich ist. Ziel wäre eine Entwicklung, die von innen nach außen agiert, sinnlich, brüchig und stets in Bewegung ist und statt ökonomischer Maximierung Freiräume zum Reflektieren und Experimentieren eröffnet … ein schöner Vorsatz ganz allgemein.
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