■ Hagen Saberschinsky: Das Bauernopfer
Wer das Telefonprotokoll tatsächlich lanciert hat, ist bisher noch nicht klar, das Opfer steht auf jeden Fall schon fest: Hagen Saberschinsky. Er steht derzeit heftig in der Kritik, nachdem letzte Woche die Abschrift eines Gesprächs mit Innenstaatssekretär Kuno Böse (CDU) öffentlich wurde.
Saberschinsky bietet sich als Bauernopfer förmlich an, denn seine Amtszeit endet im Oktober dieses Jahres. CDU und SPD wollen zwar, daß er um ein Jahr verlängert, weil sie sich dann nicht kurz vor den Wahlen für das Abgeordnetenhaus diesen Jahres auf einen Nachfolger einigen müssen. Doch Saberschinsky will – wenn schon – noch einmal für fünf Jahre amtieren. Dann ist er 65 Jahre. Er beißt jedoch auf Granit. Weder aus der SPD noch aus der CDU gibt es dafür positive Signale.
Saberschinsky, der Chef einer 28.000 MitarbeiterInnen starken Behörde ist, wird von der SPD mangelnde Reformfreudigkeit vorgeworfen. Der innenpolitische Sprecher der SPD, Hans-Georg Lorenz, hatte ihn kürzlich einen „heillos überforderten Bürokraten“ genannt.
Saberschinsky fing seine Laufbahn 1957 bei der Berliner Schutzpolizei an, fahndete nach Rauschgifthändlern, stieg dann später als Verantwortlicher für den Schutz der Bundesregierung zum „dritten Mann“ im Bundeskriminalamt (BKA) auf. 1992 holte ihn der damalige Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) von Bonn nach Berlin. In seiner ersten Dienstnacht erschießt ein iranisches Killerkomando vier Landsleute im Berliner Restaurant „Mykonos“. nau
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