DER ANSCHLAG VON JAKARTA KANN AUSTRALIENS WAHLEN BESTIMMEN : Härte als Bumerang
Australiens Premier John Howard bezweifelt die Echtheit des Internet-Bekennerschreibens der Jemaah Islamyiah – und betont im selben Atemzug, dass er am Irak-Engagement seines Landes festhalten will. Das ist die Haltung, für die die konservative Regierung bekannt ist. Und doch sollte sich der Premier vor Augen halten, welche Auswirkungen der Terror potenziell für ihn haben könnte.
Der Vergleich mit Madrid mag nicht in allen Punkten passen: Die wirtschaftlich erfolgreiche Aznar-Regierung bekam vor allem deshalb einen Denkzettel, weil sie versucht hatte, ihre Bevölkerung über die Hintermänner des Anschlags zu belügen. Australien und Indonesien hingegen benennen klar die ihrer Ansicht nach Verantwortlichen für den Bombenanschlag vom Donnerstag.
Das aber macht es den Verletzten und den Angehörigen der Opfer nicht leichter. Die Angst vor neuen Terrorattacken bleibt. Unabhängig davon, ob das Attentat den Ausgang der australischen Wahlen beeinflussen wird: Er kann als weiteres Indiz dafür gewertet werden, dass der Krieg gegen den Terror nicht zu gewinnen ist und die Gewalt des Westens lediglich Gegengewalt provoziert. Sich als starke Mannen zu präsentieren, scheint so gesehen momentan fehl am Platz – aber schließlich wollen Howard und seine Regierung am 9. Oktober wiedergewählt werden. Deshalb haben sie den Kampf gegen den Terrorismus, den Irakkonflikt und die australische Truppenbeteiligung dort ganz oben auf ihre Wahlkampf-Agenda gestellt.
Momentan sieht alles nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Howards Konservativen und der Labour-Partei aus. Das zeigt, dass Australiens Bevölkerung, die in Teilen auch öffentlich gegen den Irakkrieg protestierte, in ihrer Haltung gegenüber den Konservativen tief gespalten ist. Zumal Howard-Rivale Mark Latham im Falle seines Wahlsieges längst versprochen hat, die australischen Truppen noch vor Weihnachten aus dem Irak abzuziehen. Howard dagegen muss seinen Kurs beibehalten, wenn er seine Stammwählerschaft nicht vergrätzen will. Das könnte sich am 9. Oktober als Bumerang erweisen. NICOLA GLASS