: Häme und Triumphalismus
betr.: „Harmlos unsympathisch“, taz vom 6. 3. 07
Wen meinen Sie mit den Salonlinken, Herr Feddersen: Herrn Reemtsma, Herrn Aust, Herrn Kraushaar oder Ihre eigene Person? Die meisten der Menschen, die Sie in Ihrem Kommentar angreifen, zu denen ich mich auch zähle, haben in ihrem Leben noch keinen Salon von innen gesehen. Ich bin mir noch nicht einig, welchen Part ihres Textes ich am unerträglichsten fand: die in der Pose des Siegers vorgetragene Häme und den Triumphalismus, mit dem Sie Christian Klar auffordern, die Schnauze zu halten, oder Ihren Lobgesang auf den Kapitalismus und seine zivilisatorischen Errungenschaften.
Aber es gibt da einen Denkfehler: Nachdem sich der kommunistische Block aufgelöst hat, die Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt zerschlagen wurden, die Stadtguerillagruppen in den europäischen Ländern nicht mehr bestehen, gibt es nichts mehr, außer das von Ihnen hochgelobte kapitalistische System, das man für die Zustände auf diesem Planeten verantwortlich machen könnte.
Wenn für Sie die Abwesenheit der Todesstrafe die Anwesenheit der Demokratie ausmacht (in der „größten Demokratie der Welt“, den USA, wurden im Jahr 2006 52 Menschen hingerichtet) und Sie genüsslich darauf hinweisen, dass es auch im Kapitalismus „für ein Ein- und Auskommen dieser Kader reicht“ und damit seine Kritiker meinen, sollten Sie nicht davon ausgehen, dass es auch so bleibt. Immerhin kann sich jetzt eine sozialdemokratische Karikatur vor die Medien stellen und sagen: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ (Wenn man nicht isst, stirbt man bekanntlich.) Es wäre schon viel geholfen, wenn die ehemaligen Salonlinken, jetzt nur noch Salon, auf die herrschenden Zustände genauso empört und aufgeregt reagieren würden, wie auf den Brief eines politischen Gefangenen, der seit über 25 Jahren im Knast sitzt. PETER ALEXA, Hamburg