Häme für den Bundespräsidenten im Netz: Der Milchbubi als Bild-Erpresser
Während der Druck auf Christian Wulff wächst, macht sich das Netz über ihn lustig. Beispielsweise mit Mutmaßungen, was er wohl auf die Mailbox von "Bild"-Chef Diekmann sprach.
BERLIN dpa | Sein Anruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann hat Bundespräsident Christian Wulff Hohn und Spott vieler Medien eingebracht - vor allem im Internet. "Wulff spricht 82 Millionen Deutschen auf die Mailbox, um Gerede zu unterbinden", witzelt beispielsweise die satirische Online-Zeitung Der Postillon.
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) engagierte eigens einen Stimmenimitator und stellte Wulffs Monolog auf dem Anrufbeantworter von Diekmann nach. Mehrmals ruft der falsche Wulff in der Satire bei Diekmann an, probt immer wieder seine Wutrede: "Für meine Frau und mich ist der Rubikon aber sowas von überschritten." Das Tondokument wurde allein bei der Musik-Plattform SoundCloud bis zum Dienstagnachmittag mehr als 100.000 Mal angehört.
Das Satire-Magazin Titanic meldete in seiner Online-Ausgabe neben einem Foto von Wulff: "Dieser Milchbubi ist der Bild-Erpresser!" Beim Kurzmeldungsdienst Twitter galten am Dienstag gleich mehrere der deutschsprachigen Top-Begriffe dem Bundespräsidenten.
Unter dem Schlagwort #wulfffilme dachten sich viele Nutzer spöttische Filmtitel aus - etwa "Wulff Street: Geld schläft nicht", "Liebling, ich habe die Würde des Amtes geschrumpft", "Jeder weiß, was du letzten Sommer getan hast" oder "Christian Wulff und die Pressekammer des Schreckens". Manche fanden auch die wahren Titel von Filmen passend - wie "Freunde mit gewissen Vorzügen" oder "Nicht auflegen", in Anspielung auf Wulffs Mailbox-Spruch.
Im Online-Netzwerk Facebook gründete sich die Gruppe "Christian Wulff: Rücktritt jetzt". Ein paar Unterstützer des Bundespräsidenten fanden sich unter dem Motto "Gegen die Jagd auf Christian Wulff" zusammen. Auch die Internet-Seite "Ist Christian Wulff noch Bundespräsident?" gibt es bereits. Auf einer Satire-Seite können Nachfolger für das Amt vorgeschlagen werden. Darunter sind Namen wie Fußballtrainer Lothar Matthäus oder Satiriker Martin Sonneborn.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen