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Hälfte der Kartoffeln muß vom Markt

Berlin (adn) — Die ohnehin nur mäßige Kartoffelernte von ca acht Millionen Tonnen in diesem Herbst ist immer noch zu groß. Nach Einschätzung des Landwirtschaftsministeriums muß die Hälfte der Knollen aus dem Markt genommen werden, um einen rasanten Preisverfall zu verhindern. Zunächst ist vorgesehen, bis zu eine Million Tonnen Speiseware in die UdSSR und nach Rumänien zu exportieren. Zweitens zahlt die Anstalt für Landwirtschaftliche Marktordnung den Landwirten für jede dritte Tonne Kartoffeln, die sie an das Vieh verfüttern, 50 DM. Außerdem können sie auf Antrag eine Prämie von durchschnittlich 500 DM je Hektar kassieren, wenn von der gewachsenen Erntemenge wenigstens 20 Prozent auf dem Acker bleiben. Sie werden durch Übergüllen und Unterpflügen sicher vernichtet. Arg betroffen sind die Bauern in Mecklenburg/Vorpommern als einem Kartoffelhauptanbaugebiet. Von hier sollen jedoch die meisten Exportlieferungen kommen. Die Genossenschaft Burg Stargard bei Neubrandenburg sieht in der Lieferung von etwa 3.000 Tonnen Speiseware in die UdSSR einen Hoffnungsschimmer. Ihr ursprünglicher Entschluß, auf 112 Hektar diese Hackfrucht unterzupflügen, sei kein Ausweg gewesen, schätzte Vorsitzender Schreiber ein. Zusätzlichen Absatz versprechen sich die Bauern durch den Billigverkauf von Speisekartoffeln an Selbstabholer. Die Bauern in Göhlen bei Ludwigslust gehen dieses Jahr bei der Ernte recht großzügig vor. Nur die Stärkefabrik Dallmin nimmt nach wie vor größere Mengen ab. Sie machen von der einmaligen 20-Prozent-Regelung Gebrauch und ernten lediglich 270 Dezitonnen pro Hektar, um die Fördermittel zu erhalten. Der Genossenschaftsvorsitzende Erich Moltmann ist verärgert darüber, daß letztlich das Risiko beim Erzeuger liege.

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