Häkeln bei der WM: Ein Kamel für Jamal Musiala
Der Häkelkoala von Stürmerin Klara Bühl ist nicht mehr wegzudenken aus der Berichterstattung über das deutsche WM-Team. Warum Waru nicht das Maskottchen der WM ist.
Wie heißt wohl das Maskottchen dieser WM? Kleiner Tipp: es ist ein Pinguin. Nein, das ist kein Quatsch. Okay, genau genommen ist es eine Pinguindame, eine „lustige und fußballbegeisterte“, so schreibt es die Fifa auf ihrer Website. Ihr Name ist Tazuni. Der, so schreibt es die Fifa, erklärt sich so: „In ihrem Namen verschmelzen das Tasmanische Meer, wo sie zu Hause ist, und „unity“ (Einheit) als zentraler Wert des Turniers.“ Und wie sieht dieses Tierchen nun aus? Auch darauf hat der Weltverband eine Antwort: „Die clevere und selbstbewusste Tazuni™ ist dank ihrem blauen Haarbüschel nicht zu übersehen.“
Und was ist mit „Waru“? Der Häkelkoala, dem Stürmerin Klara Bühl durch ihrer Hände Arbeit zum Stofftierleben verholfen hat, ist ja nicht mehr wegzudenken aus der Berichterstattung über das deutsche WM-Team in Australien. Und das, obwohl er nur das inoffizielle Maskottchen des deutschen Teams ist. Waru soll den Deutschen Glück bringen, wird mal von Bühl selbst, mal von Lena Oberdorf oder Felicitas Rauch auf den Platz getragen und liegt im Mittelpunkt, wenn die deutschen Spielerinnen einen Kreis bilden, um sich auf ein Spiel einzuschwören.
Alles ist mittlerweile bekannt über das possierliche Stofftierchen. Dass es sechs Stunden gedauert hat, bis der letzte Knoten geknüpft war, dass seine Schöpferin in der Coronazeit das Häkeln für sich entdeckt hat, dass sie die Anleitung für den Häkelkoala gegen Bezahlung aus dem Netz heruntergeladen hat, dass Fans ihr Bilder von selbst gehäkelten Koalas geschickt haben oder dass das Vieh über einen eigenen Instagram-Account verfügt.
Auch wenn sich die taz allzu billige Vergleiche mit dem Männerfußball für die Zeit der WM eigentlich verboten hat, liegt die Frage durchaus nahe, wie die Öffentlichkleit wohl reagiert hätte, wenn Jamal Musiala in Katar mit einem von Niklas Füllkrug gehäkelten Kamel auf das Spielfeld gelaufen wäre. Falls er so etwas wirklich mal machen möchte, kann er sich ja im Netz unter echtemamas.de über das Häkeln von Stofftieren kundig machen. Auf dieser sehr rosafarbigen Seite ist alles zu finden, was man über Waru vielleicht gar nicht wissen will.
Der kleine Waru kann einem da beinahe schon ein wenig leidtun. Weiß er denn überhaupt, wie es draußen außerhalb einer Fußballwelt aussieht, in der man nur von Frauen umgeben ist, die Dinge häkeln oder sich über gehäkelte Dinge freuen? Die Zeit ist jedenfalls reif für einen Blockbuster mit dem Titel „Waru, der Film“, in der ein kleiner Häkelkoala aus der Welt des Frauenfußballs ausbricht und voller Entsetzen feststellen muss, dass da draußen im großen Fußball eigentlich nur Männer das Sagen haben. Andreas Rüttenauer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus