: Hackerfest: Zehn Jahre Chaos Computer Club
Hamburg (taz) — Vor zehn Jahren trafen sich die Gründer des Chaos Computer Club zum ersten Mal — in den Berliner Redaktionsräumen der taz. Auch heute sind die organisierten Hacker noch für allerlei kritisches Hinterfragen und technische Neuerungen gut, wie sie auf ihrem jüngsten „Chaos Communication Congress“ in Hamburg nachwiesen.
Über 550 Besucher (Rekordergebnis) informierten sich über Fortschritte bei den alternativen Datennetzen (ComLink, APC, Gay-Net) und „Feminines Computerhandling“. Und erfuhren Neues über die Abhörmöglichkeiten von Cityruf (dem Nachfolger des altmodischen Eurosignals), über die Magnetstreifen der Kreditkarten — und vieles über die Möglichkeit, in alle Welt umsonst zu telefonieren. Jene Verfahren, die in den USA technisch Interessierten das kostenlose Telefonieren jahrelang ermöglichten, waren hierzulande bisher nicht nutzbar. Weder das „Redboxing“, wo mit Hilfe von Tongebern — wie die handelsübliche Fernabfrage von Anrufbeantwortern — oder guten Kassettenrecordern dem Münztelefon jene Töne vorgedudelt werden, die das Nachstecken von Münzen vorgaukeln, noch die Überlistung von fernmeldetechnischen Schaltanlagen mittels kleiner Plastikpfeifen, die Cornflakes-Hersteller als Werbezugabe einst beilegten, funktionierten hierzulande.
Doch jetzt haben westeuropäische Hacker technologisch aufgeholt — „Blueboxing“ nutzt einen kleinen Fehler der internationalen Fernmeldevereinbarung CCITT 5, bei der, mittels eines kurzen Tönchens, ein Telefonat zwar beendet, die bestehende Leitung aber nicht unterbrochen wird. Sie steht nun für allerlei weltweite Verbindungen zur Verfügung.
Hat man sich weise über eine 130er-Nummer (viele Firmen bieten als besonderen Kundenservice solche 0130-Nummern zur kostenlosen Kontaktaufnahme an) in das Telefonnetz eingewählt, zahlt die 130er- Firma auch weiterhin, obwohl das Gespräch mit ihr schon beendet ist. Um einer Rückverfolgung, die nur im Inland funktioniert, zu entgehen, führen die Gespräche übrigens alle ins Ausland.
Zeitweilig waren sämtliche Leitungen zwischen Deutschland und Frankreich auf diese Weise besetzt, was aber auch an den australischen Technikfreunden liegen kann. Denn die „blueboxen“ bevorzugt über diese beiden Länder. Ben Vart
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