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Archiv-Artikel

Hacker, Cracker, Script Kiddies

betr.: „Hacker sind wir alle“, taz vom 11. 5. 04

So einfach ist es auch wieder nicht: Nur weil Jungs gerne spielen, ihre Grenzen austesten und darüber hinausgehen, ist nicht der Hacker schuld am Computerabsturz, sondern das Betriebssystem bzw. dessen Hersteller, der nicht alle Sicherheitslücken geschlossen hat. Zweifellos muss Microsoft mehr für die Sicherheit seiner Produkte tun. Aber umgekehrt erlauben Schwachstellen den Hackern noch lange nicht, sie zu nutzen. Sonst hätten ja auch Einbrecher das Recht, ungestraft durch mein offenes Fenster einzusteigen. Ich hätte es ja schließen können. Krude Logik! STEPHANIE GÜNTHER, Freiburg

Dass ausgerechnet ein in der Materie bewanderter Autor wie Niklaus Hablützel an der journalistischen Unsitte festhält, das Wort „Hacker“ als Synonym für „Computerkriminelle“ zu verwenden, ist enttäuschend und trägt nicht gerade zum Verständnis der Materie bei. Dass niemand in der Lage sein wird, mit Begriffen wie „Hacker Ethics“ etwas Positiveres zu assoziieren als etwa den Ehrenkodex der Mafia, ist eine traurige Folge solch falschen Sprachgebrauchs.

Tatsächlich ist „Hacker“ seit Jahrzehnten eine gängige Selbstbezeichnung von Menschen, die Freude am Programmieren und der Auseinandersetzung mit komplexen Systemen haben. Der von Hablützel zitierte Wau Holland, der verstorbene Gründer des Chaos Computer Clubs, war genauso wenig kriminell wie der Gründervater der Free-Software-Bewegung Richard Stallman oder der Autor des Linux-Betriebssystemkerns, Linus Thorvalds. Was diese Menschen verbindet, ist der Einsatz für einen anderen Umgang mit der Informationstechnologie, bei dem anstatt gigantischer Profite für Monopolisten Selbstbestimmung, Freiheit und gegenseitige Hilfe im Vordergrund stehen (www.gnu.org). Wau Holland hätte den Programmierer des „Sasser“-Virus einen „Cracker“ genannt, wenn nicht gar ein „Script Kiddie“, was die unterste Kategorie der Cracker meint.

Gerade wenn es um Schließung der digitalen Kluft zwischen Arm und Reich und eine Alternative zu den globalen Software-Monopolen geht, scheint mir eine klare Differenzierung absolut unabdingbar. JOHANNES ROHR, Kleinmachnow-Dreilinden