■ Tag der offenen Tür im Parlament: Haase schaltet SFB ab
Wenn das Abgeordnetenhaus in dreieinhalb Wochen zum Tag der offenen Tür lädt, soll ein Gast fehlen: Karl-Eduard von Schnitzler, alter Chefpropagandist im Schwarzen Kanal des DDR-Fernsehens. Neuerdings hält sich der „größte Demagoge seit Joseph Goebbels“ (CDU-Fraktionschef Landowsky) bekanntermaßen immer in der Nähe des einzigen Freien Senders Berlins (SFB) auf – und damit „Sudelede“ am 1. Juni nicht in den Preußischen Landtag einfällt, hat Parlamentspräsident Herwig Haase (CDU) die Landesrundfunkanstalt vom Programm gestrichen. Nicht nur die Kollegen vom Fernsehen, sondern vorsichtshalber auch die vom Hörfunk dürfen keine Bühne und keinen Stand aufbauen.
So bleibt es diesmal erstmals allein Diepgens Lieblingsradio „100,6“ und dem genauso CDU-nahen Eselssender „IA“ überlassen, den Tag der geschlossenen Tür mit Langweilern wie den „lustigen Preußen“ und den Prügelchorknaben des Polizeiorchesters zu bestreiten. Er habe in die Medienlandschaft nicht aus inhaltlichen Gründen eingegriffen, meinte Haase gestern, sondern allein des schnöden Mammons wegen. Nur die Privatsender seien bereit gewesen, am 1. Juni im Parlament auf eigene Kosten für Unterhaltung zu sorgen – nun dürften sie dies exklusiv. Tatsächlich aber erledigt der sparsame Haase auf andere Art und Weise das Geschäft von Landowsky. Der hatte nach dem letzten SFB-Auftritt von „Sudelede“ im April den Kopf des Redakteurs gefordert, Haase dreht dem öffentlichen Rundfunk lediglich den Saft für die Selbstdarstellung ab. Dirk Wildt
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