■ Kommentar: HSV ganz vorne – im Lamentieren
Bei den Vertragsverhandlungen macht der HSV keine glückliche Figur. Dafür sind die Vereinsverantwortlichen um so ausdauernder, wenn es ans Lamentieren geht. So als ob ihnen persönlich etwas weggenommen worden wäre, wurde auf den angekündigten Abgang Kmetschs und zuvor auf den Salihamidzic' reagiert, darauf also, daß Berufsfußballer dorthin wechseln, wo sie glauben, für sich mehr rausholen zu können.
Haben Seeler & Co. wirklich Vereinstreue erwartet? Natürlich nicht. Vor allem Hackmanns scheinbar emotionale Reaktion ist reine Routine, sie gehört zum Geschäft. Schon bei der nächsten Gelegenheit, dann nämlich, wenn sich der HSV bei Spielerneuverpflichtungen in Rostock oder Bochum schadlos hält, wird sich Hackmanns „Verbitterung“gelöst haben. Oder hat die einflußreichste Rothose vor, aus lauter uneigennütziger Gutmenschlichkeit notleidenden Konkurrenten mit freiwillig gezahlten Ablösesummen unter die Arme zu greifen? An den Samariter von der Rothenbaumchaussee mag man nicht so recht glauben.
Vor allem aber: Soll der HSV doch wieder zu einer der ersten Adressen werden, dann gibt es seltener Anlaß, über arbeitsplatzwechselnde Kicker zu jammern. cleg
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