: HSH-Händler verspekulierte 100 Millionen
FINANZKRISE Missglücktes Zinsgeschäft kostete Mitarbeiter den Job und veranlasste die Bank, ihr Risikomanagement zu verbessern. Hamburger SPD: Chefetage müsste Verantwortung übernehmen
Darüber, wie die HSH Nordbank ihren riesigen Berg an Verlusten aufgehäuft hat, ist wieder ein Detail ans Licht gekommen. Wie die Bank bestätigte, hat einer ihrer Manager im zweiten Halbjahr 2007 bei einem missglückten Zinsgeschäft rund 100 Millionen Euro verspekuliert. Als Konsequenz habe sich die Bank von dem Portfoliomanager getrennt und das Risikomanagement verbessert.
Nach einem Bericht des NDR hat der Händler versucht, minimale Zinsschwankungen auszunutzen, um damit Gewinn zu erzielen. Wie aus einem Gutachten der Anwaltskanzlei Freshfields zum Geschäftsgebaren der Landesbank hervorgehe, habe der Händler dabei falsche Rechenmodelle verwendet. Ohne es zunächst zu bemerken, häufte er so Verluste an, die sich Ende 2007 auf 100 Millionen Euro beliefen. Freshfields Einschätzung nach handele es sich um „individuelle Fehler nachgeordneter Entscheidungsträger“, die dem Vorstand nicht zuzurechnen seien.
Der Fall sei Ende November 2007 vom Group Risk Management aufgedeckt worden, kommentierte die Bank die Vorgänge. Knapp zwei Monate früher war der heutige Vorstandschef, Dirk Jens Nonnenmacher, als Finanzvorstand und Verantwortlicher für das Risikomanagement eingestellt worden. Der Aufsichtsrat sei im Dezember informiert worden.
Aus Sicht von Peter Tschentscher von der hamburgischen SPD-Bürgerschaftsfraktion reiht sich der Vorgang ein in eine Reihe von Fehlleistungen der Bank: von Geschäften in Steueroasen über Immobiliendeals in den USA bis zu riskanten Kreditersatzgeschäften. Bei dem 100-Millionen-Verlust sei die Verantwortung wieder einmal auf subalterne Mitarbeiter geschoben worden. Dabei müssten eigentlich die Mitglieder des engeren Führungszirkels der Bank die Verantwortung für das Milliarden-Debakel übernehmen – und die beiden CDU-Finanzminister Hamburgs und Schleswig-Holsteins, Michael Freytag und Rainer Wiegard. GERNOT KNÖDLER