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■ H.G. HolleinGeschmacklos

Die Frau, mit der ich lebe, steht auf Zuckerware. Da trifft es sich gut, daß es seit kurzem „Waffel-Willy“ und seine Kumpels gibt. Willy besteht aus zwei 23,5 x 2,8 cm großen Waffeln, zwischen denen eine lachsfarbene Schaumzuckermasse klebt. Gemäß Verpackungsaufdruck muß man sich „Waffel-Willy“ als sonnengebräunten Blondschopf denken, der einem hinter seiner Sonnebrille einladend zuzwinkert. Dagegen wäre außer der süßlich-künstlichen Geschmacksleere des Produkts nichts einzuwenden. Nun gibt es aber auch noch die Varianten „Don Knabbo“ und „Knusper-Fratz“. Der Don unterscheidet sich von Willy auf den ersten Blick nur durch die Applikation von „kakaohaltiger Fettglasur“ an beiden Enden. Auf der Verpackung aber trägt er einen braunen Bowler, unter dem eine ebenso braune Tolle hervorquillt. Im Gegensatz zum strandbraunen Teutonen Willy zieren Don Knabbo ein gelblich-sandfarbener Teint, eine gekrümmte Nase und ein gewitztes Grinsen, die an einen Kleingauner südländischer Provenienz denken lassen. „Knusper-Fratz“ kommt eher rechteckig und mit einseitigem Schokoüberzug daher. Fratz ist von dunklem Erdbraun und balanciert einen gelben Zylinder, der vergebens versucht, die schwarzen Kringellöckchen seines Trägers zu bändigen. Dazu schwingt er einen weißen Spazierstock und trägt ein gelbes Jackett, auf dessen rechtem Ärmel ein mit groben Stichen aufgesetzter Flicken offenbar eine gewisse Ärmlichkeit andeuten soll. Trotzdem strahlt in Fratzens dunklem Gesicht ein Halbmond blitzend-weißer Zähne. Offensichtlich hat sich die Firma Franz Juchem aus Eppelborn nichts dabei gedacht, Don Knabbo als levantinischen Waffelhändler darzustellen und aus Knusper-Fratz einen glücklichen, wenn auch etwas heruntergekommenen schwarzen Entertainer zu machen. Ich werde die Gefährtin hinskünftig wohl doch lieber auf semantisch unverfänglichere Genüsse umstellen.

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