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Archiv-Artikel

HERMANNUS PFEIFFER ÜBER DEN ÜBERRASCHENDEN GEWINN DER BUNDESBANK Chance für Schäuble

Offensichtlich wird nun der Profit, den Deutschland aus der Krise zieht

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble darf sich über den überraschend hohen Gewinn der Bundesbank ärgern. Eingeplant in seinen Bundeshaushalt, der im kommenden Jahr erstmals ohne neue Schulden auskommen soll, war das nicht. Doch nun wird ihm Bundesbankpräsident Jens Weidmann 4,6 Milliarden Euro extra überweisen. Ärgerlich.

Zwar profitiert Schäuble nun doppelt von der Eurokrise. Neue Kredite kriegt er fast zum Nulltarif. Deutsche Euro-Anleihen gelten als sicherer Hafen in stürmischer Finanzsee. Daraus wird der Bund auch 2015 großen Nutzen ziehen. Freilich plant Schäuble keine Neuverschuldung, aber für schätzungsweise 200 Milliarden Euro können alte hochverzinsliche Anleihen durch neue zum Billigzins ersetzt werden.

Obendrein kassiert Schäuble jetzt von der Bundesbank noch einen Rekordbonus wie vor der großen Krise. Jene hat an dem Geldsegen, mit dem die Europäische Zentralbank und ihre größte Tochtergesellschaft „den Euro“ stabilisiert haben, gut verdient: Schließlich zahlt selbst Griechenland brav seine Zinsen. Offensichtlich wird nun der Profit, den Deutschland aus der Krise zieht – ein Ärgernis für den cleveren CDU-Politiker. Auch, weil dadurch schwieriger wird, die Eurogefährten länger zur Konsolidierung, zum Sparen zu nötigen.

Auf einem anderen Blatt steht, dass Schäuble die Extra-Milliarden gut gebrauchen könnte. Dass es bei den 4,6 Milliarden Euro handfest um viel Geld geht, zeigt ein Blick auf die marode Verkehrsinfrastruktur: Nur etwa 10 Milliarden Euro stehen dafür pro Jahr im Bundeshaushalt zur Verfügung. In diesem Sektor kann schon 1 Milliarde Gold wert sein. Und dann bliebe ja auch noch etwas für die Bildung übrig und manch anderes. Ein Chance für Schäuble, nicht nur als Sparkommissar in die Geschichte einzugehen.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8