HEISSER KANDIDAT FÜR DEN CHEFPOSTEN: Konservativ, aber in Maßen
Alles deutet darauf hin: Der Leiter der Berliner Bundespolizei Klaus Kandt wird Polizeipräsident des Landes. Er ist CDUler, aber kein Hardliner.
Erlesenen Rotwein verwettet man in Sicherheitskreisen darauf, dass Berlins neuer Polizeipräsident Klaus Kandt heißt. Das Risiko zu verlieren ist gering. Weder Udo Hansen, von Ex-Innensenator Ehrhart Körting (SPD) für den Posten heiß favorisiert, noch sein Konkurrent um den Posten Klaus Keese haben noch Aussichten. Keese, Leiter der Direktion 1, hatte mit Klagen vor dem Verwaltungsgericht verhindert, dass Hansen das Rennen machen konnte. Der Präsident der Bundespolizei Berlin, Klaus Kandt ist nun lachender Dritter.
Der 51-Jährige hatte sich vor einem Jahr nicht um die Nachfolge des aus dem Amt geschiedenen Dieter Glietsch beworben, weil er sich mit einem CDU Parteibuch unter dem damals noch regierenden rot-roten Senat keine Chancen ausrechnete. Der Regierungswechsel und ein schwarzer Innensenator ermöglichen ihm nun einen satten Karrieresprung. Der gebürtige Westfale hat sich in der Polizei stetig nach oben gearbeitet, angefangen bei der Elitetruppe GSG 9. Nach der Wende wechselte er 1993 zur Polizei nach Brandenburg und übernahm die Betreuung der Spezialeinheiten.
2005 wurde Kandt Polizeipräsident von Frankfurt (Oder). Später machte ihn der CDU-Innenminister Jörg Schönbohm zum Polizeipräsidenten von Potsdam. Wozu so ein Parteibuch so alles gut sein kann. Derzeit ist Kandt als Chef der Bundespolizei von Berlin für rund 4.600 Beamte zuständig. Sein Aufgabenbereich erstreckt sich auf die Sicherung von Bahnanlagen und Flughäfen. Auch ein 258 Kilometer langer Grenzabschnitt zu Polen fällt in den Zuständigkeitsbereich.
Kandt sei ein Wertekonservativer und Verfechter des Beamtenstatus, aber kein Hardliner, sagen Leute, die ihn kennen. "Das ist ein guter Mann, ruhig und integer, kein Scharfmacher", verlautet aus Brandenburger SPD-Kreisen. Auch über soziale Kompetenz scheint Kandt zu verfügen. "Er hat ein Händchen für seine Mitarbeiter", sagt Andreas Schuster, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polzei (GdP) Brandenburg. Kandt sei der Vertreter einer neuen Polizeiführergeneration, urteilt einer, der nicht namentlich genannt werden möchte. Ausdruck davon sei seine Zuwendung zu Mitarbeitern und ein Verständnis für Betriebswirtschaft und modernes Management. Kandt sei kein politischer Taktierer, sondern ein solider Polizeiführer und außerdem gänzlich uneitel. Letzteres ist eine Anspielung auf Udo Hansen, dem eine gewisse Selbstgefälligkeit nachgesagt wird.
Kandt habe seine Standpunkte, aber nicht nach dem Motto, "ich habe Recht", sagt der brandenburgische GdP-Vorsitzende Schuster. "Er lässt sich auch von guten Argumenten überzeugen". Stutzig macht, dass über Kandt so gar nichts Kritisches zu hören ist. Auch wenn es etwas anderes ist, eine 22.000 Mitarbeiter zählende Behörde zu leiten - auch das traut man ihm durchaus zu. Kandt und die derzeitige Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers könnten ein guten Gespann bilden, heißt es.
An eines werde sich Kandt aber gewöhnen müssen, meint GdP-Mann Schuster: "Anders als in Brandenburg mischt sich in Berlin die Politik ständig in Polizeibelange ein." Das sei schwer zu ertragen, weil die Politiker zum Teil überhaupt keine Ahnung hätten.
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