: HBV-Chef tritt zurück
■ Reformtempo ist dem Vorstand zu schnell
Berlin (taz) – Der Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Lorenz Schwegler, hat gestern überraschend seinen Rücktritt erklärt. Schwegler reagierte damit auf wachsende Kritik in der HBV an seinen Reformvorstellungen. Zusammen mit Schwegler legte auch der Finanzexperte und Tarifpolitiker Hans-Georg Stritter sein Amt nieder.
Wie HBV-Sprecher Claus Eilrich gestern mitteilte, habe sich Schwegler am Wochenende mit seinem Vorschlag, die Arbeits- und Organisationsstrukturen der HBV „wesentlich schneller als geplant“ zu erneuern, im geschäftsführenden Hauptvorstand nicht durchsetzen können. Aufgrund der großen finanziellen Schwierigkeiten der Gewerkschaft wollte Schwegler die HBV vor allem nach unternehmerischen Gesichtspunkten reformieren. Dazu gehörte die Zusammenlegung von nicht mehr rentablen Geschäftsstellen und die personelle Verkleinerung der Gewerkschaft. Zehn Prozent des Personals der HBV müssen abgebaut werden. Nach der Vereinigung hatte die Gewerkschaft ihr Personal von 600 auf 1.000 Beschäftigte aufgestockt. Die Hoffnungen auf einen großen Mitgliederzuwachs in den neuen Bundesländern erfüllten sich jedoch nicht. Die Mitgliederzahlen in den neuen Bundesländern waren von 330.000 auf 230.000 zurückgegangen.
Die finanziellen Schwierigkeiten und der schwache Aufbau im Osten waren immer wieder auch dem Vorsitzenden angelastet worden. Schon am Wochenende hatte eine Landesbezirkskonferenz seinen Rücktritt gefordert. Der 49jährige, der wegen seines intellektuellen Habitus auch als „Nadelstreifen-Gewerkschafter“ galt, war 1988 zum Vorsitzenden gewählt worden. BD
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen