HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER : Leichtsinn der Jugend
„Das sind die bequemsten Schuhe, die ich habe, die sind wie extra gemacht für meinen Fuß.“ Der junge blonde Mann in der gescheckten Uniform streckt seinen Fuß nach oben, damit ihn das blonde Mädchen auch sehen kann, und setzt dann den schwarzen, großen Lederstiefel auf dem U-Bahnsitz gegenüber ab, gleich neben dem Mädchen, dem die Stiefel wohl bis an die Knie reichen würden, zöge sie sie an.
„Müsst ihr denn dann auch durch den Schlamm kriechen?“, fragt sie, und ihre Freundin, die ihre Haare genauso hoch über der Stirn getürmt trägt, kichert. „Auch mal durch Wildtierscheiße“, antwortet der junge Mann, und weil er sich umguckt, weil ein Hund gejault hat, sieht man sein Gesicht. Es sieht zufrieden aus.
„Wann müsst ihr denn aufstehen dort?“ Beide Mädchen kichern – ein Kichern, dass sich noch verstärkt, als sie die Antwort hören. „Um fünf.“ – „Das wär ja nichts für mich“, sagt das erste Mädchen, und der junge Mann glaubt ihr das ohne weiteres. „Die ersten Wochen habe ich nur geputzt, von acht bis halb fünf.“ Worauf die Mädchen ohne Ironie erwidern, dass ein wenig Disziplin ja nicht schade.
Der Rucksack des jungen Mannes liegt schwer auf dem U-Bahnabteilboden. Seine Gliedmaßen stecken groß und ungetüm in der scheckigen Uniform. Er fühlt sich leicht.