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Archiv-Artikel

HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER Ex-Freundin

Auf dem Weg von dem Wohnzimmer einer Freundin in das Wohnzimmer einer anderen, die – nach dem gemeinsam getrunkenen Tee – nicht mehr meine Freundin sein wird. Die Worte der einen Freundin noch im Ohr. Sie hat mir erklärt, mit ihren 39 Jahren habe sie noch keinen anständigen Beruf gefunden, noch keinen Platz gefunden und dies werde auch nicht besser, wenn erstmal das Kind auf der Welt ist.

Im Berufsinformationszentrum sagte man ihr, für einen Beratungstermin sei sie zu alt, aber an dem psychologischen Multiple Choice Test, den die Zehntklässler immer machen, dürfe sie teilnehmen, kostenfrei.

Auf dem Weg blockiert ein großer, dunkler, schwarz-polierter BMW die Einfahrt, in die ich mich mit dem ollen Corsa zu stellen nicht trauen würde: Er steht mitten auf dem Bürgersteig, ich suche nach einer Handynummer im Fenster, für den Fall eines Falles, überlege, ob ich so tun sollte, als sei auch ich ein großer BMW: Anlauf nehmen, aus Versehen den Seitenspiegel abgebrochen haben.

Aber so, auf zwei Füßen, habe ich nicht die Kraft. Und ich komme an im Wohnzimmer meiner anderen Freundin, und weil sie so viel Geld verdient, dass sie sich einen solchen dunklen Hengst von Wagen leisten kann – beschließe ich: Sie ist nicht mehr meine Freundin. Ich glaube nicht, dass mein Verlust ihr sonderlich zusetzen wird.