HAMBURGER SZENE VON PETRA SCHELLEN : Die Meck-Pommerin
Manchmal will man einfach nur Bus fahren, ohne zu reden. Nicht immer aber ist die Welt bereit, einem das zuzugestehen – jedenfalls nicht, bis man das Richtige sagt. Das aber erschließt sich mitunter langsam, wie ich im Bus nach Altona erfuhr.
Versonnen setzte ich mich auf den Platz ganz vorn, weil man da so schön rausgucken kann. Die Ruhe währte kurz. „Scheiß-Autofahrer“, blökte die eigentlich nette Busfahrerin. „Wie die wieder fahren! Verbrecher allesamt!“
So ging es fort. Was tun? Beruhigen, dachte ich. „Nehmen Sie es mit Gelassenheit“, sprach ich salbungsvoll. „Freuen Sie sich auf Ihren Feierabend.“ – „Feierabend? Welcher denn?“, keifte sie. Gut, dachte ich, dann gebe ich ihr eben recht, Empathie und so. „Wirklich unverschämt, die da draußen“, hob ich an. „Ja, und der da – ui, das war knapp!“
Frustriert schwieg ich. „Jaja“, nörgelte sie weiter. „Dabei bin ich einiges gewöhnt. Komm’ nämlich aus Meck-Pomm!“ Sie feixte. „Ach, ich weiß nicht“, sagte ich träge, „die Brandenburger sind noch schlimmer.“
Und was soll ich Ihnen sagen? Sie schwieg. Zufrieden, weil andere noch böser waren. Weil sie selbst, folglich, nicht aus dem Land der Monster stammte. Aber woher hätte ich das wissen sollen? Mein Kommunikationstrainer hat mir immer was von deeskalieren erzählt. Ist wohl noch nie Bus gefahren, der Mann.