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Guttenberg gegen die WindkraftModerner Don Quichotte

KTs Vater Enoch zu Guttenberg wettert gegen Windräder. Er sagt, sie töten Vögel. Das einstige Gründungsmitglied des BUND tritt nun aus dem Verband aus.

Georg Enoch Robert Prosper Philipp Franz Karl Theodor Maria Heinrich Johannes Luitpold Hartmann Gundeloh Freiherr von und zu Guttenberg. Bild: dapd

Wenn ein Guttenberg etwas anfängt oder aufgibt, findet er immer ein Medium, das ihn damit ganz groß rausbringt. Enoch zu Guttenberg räumte die FAZ am Wochenende eine Zweidrittelseite ein. Dort verkündete der Sohn des ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärs im Kanzleramt, Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, und Vater des gleichnamigen, über seine Doktorarbeit gestrauchelten Ex-Verteidigungsministers seinen Austritt aus dem Umweltverband BUND.

Der Grund: dessen „Enthusiasmus für die Windkraft“, der Guttenberg gar dazu brachte, dem Verband „Käuflichkeit“ vorzuwerfen. Wortreich trommelt der 65-Jährige gegen Windräder, die er mit den dreibeinigen Mars-Invasoren aus H. G. Wells „Krieg der Welten“ vergleicht. Die „Geländefresser“ zerstörten nicht nur „die prägenden Sichtachsen, die großen Perspektiven unseres Landschaftsbildes“, sondern seien auch „hocheffiziente Geräte zur Vernichtung von Vögeln und Fledermäusen“.

Pikant ist, dass Guttenberg den BUND 1975 unter anderem gemeinsam mit dem Tierfilmer Bernhard Grzimek und dem aktuellen BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger gegründet hatte, den er nun so hart angeht.Der in zweiter Ehe lebende Guttenberg will sich dagegen erst einmal auf sein zweites großes Lebenswerk konzentrieren, die Musik.

Gegen Vaters Willen studierte er Musik

Komposition und Dirigieren studieren zu dürfen, hatte er gegen seinen Vater erstreiten müssen, der ihn lieber in der Politik gesehen hätte. Längst hat er alle möglichen Auszeichnungen abgeräumt, darunter den Deutschen Kulturpreis, den Echo Klassik und das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Im Juli wird er, wie schon in den vergangenen elf Jahren, die Herrenchiemseer Festspiele leiten.

Und danach? Endgültig muss die Trennung vom BUND nicht sein. Auch aus der CSU war Guttenberg 1992 ähnlich öffentlichkeitswirksam ausgetreten. Grund: ein Streit mit dem damaligen Parteivorsitzenden Theo Waigel und dem bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl, die sich weigerten, an einer Demonstration gegen Fremdenhass teilzunehmen. Als sein Sohn Karl Theodor 2009 Bundeswirtschaftsminister wurde, trat Guttenberg wieder ein. „Die Partei gehört dringend entbetoniert“, sagte er dazu. „Das geht am besten, wenn man dazugehört.“ Warum sollte das für den BUND nicht gelten?

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10 Kommentare

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  • D
    Donald

    Anstelle der verkürzten Darstellung der TAZ lesen Sie lieber direkt den klug geschriebenen Artikel des Herrn Guttenberg in der FAZ.

     

    Das wird den ganzen Schmähern, die beim Namen GUTTENBERG schwarz sehen, die Augen öffnen.

  • CA
    Capatain Ahab

    Und? Töten die Windräder Vögel und wenn ja, sind es viele? Kein Wort darüber. Armseliger Artikel, der nur eine Botschaft übermitteln will: Alternative Energien sind gut und Kritik daran ist bäääh!

  • E
    eva

    Würde man einem alten Querulanten mit abseitigen Ansichten so viel Platz einräumen, wenn er Fritzchen Müller hieße?

    Den Quatsch mit den vögeltötenden Windrädern hier zu lesen hätte ich wirklich nicht gedacht. Sind Atomkraftwerke umweltfreundlicher, weil sie das nicht tun?

    Den BUND zu "entbetonieren", falls überhaupt nötig, dazu ist der alte Herr mit Betonfrisur und Adelstitel sicher kaum qualifiziert.

    Soll er bei seiner Musik bleiben, damit tut er keinem weh.

    Und die TAZ findet sicher interessantere Themen, oder?

  • W
    walburga

    und warum hat er dann noch nicht längst die autos, die hochstrommasten, verglaste Fassaden und große Fenster, die landwirtschaft, flugzeuge und die fossilen energien abgeschafft? durch diese stirbt nämlich ein tausendfaches an vögeln ... herr zu guttenberg, mal bitte auf dem teppich bleiben!

  • G
    Gnopsi

    "Der in zweiter Ehe lebende Guttenberg ..." – was hat das im Zusammenhang mit dem Thema für einen Informationswert? Oder möchte die Autorin gerne für Kai Diekmann schreiben?

  • PP
    Peter P. Kraus

    Ja, beim BUND geht es um viel Geld. Die Klage gegen einen Windpark im Wattenmeer wurde zurückgezogen. Warum? Einzahlung von 800.000Euro in eine von BUND-Mitgliedern verwalteten Stiftung. Bei der Emsvertiefung: Klageverzicht des BUND und Betreiber-Zahlung von sage und schreibe 9 Millionen Euro in eine Stiftung.

     

    So geht’s im hohen Norden, aber auch hier bei uns, in der Region: Der BUND wehrt sich nicht gegen Windräder in Landschaftsschutzgebieten und Naturparks. Ganz im Gegenteil, der BUND befürwortet Windräder selbst in sensiblen, schützenswerten Landschaften. Warum? Nach § 15 BNatSchG werden für jedes einzelne Windrad auch Ausgleichsflächen und Natur-Ersatzmaßnahmen verlangt. Weil dafür geeignete Flächen aber in der Regel nicht vorhanden sind, begnügen sich die Genehmigungsbehörden mit Ersatzzahlungen, die wiederum über das BNatSchG gerechtfertigt sind. Die Höhe der Ersatzzahlungen ist nicht fixiert, bewegt sich aber in den meisten Fällen so um die 500Euro pro laufenden Meter Masthöhe. Also 70.000 Euro bei einem 140 m hohen Windrad. Man bedenke, dass in Bayern im Rahmen der Energiewende noch bis zu 1.500 Windräder gebaut werden sollen. Diese Summen fließen in einen von der Regierung eingerichteten Fond aus dem sich dann BUND und andere Naturschutzverbände für „Landschaftspflegerische Maßnahmen“ bedienen können. Dass sich Herr Enoch zu Guttenberg so nicht korrumpieren lassen will ist mehr als verständlich.

  • DM
    Dr. Motte

    Steht Herr Guttenberg etwa auch auf der Gehaltsliste der Atomindustrie? Wir sollten das Autofahren verbieten. Sterben dadurch nicht auch sooooo viele Tiere? Deutschland Atomstromfrei!

  • M
    Mordent

    Er sagt, sie töteten Vögel. Konjunktiv.

     

    Und wie man ein "einstiges Gründungsmitglied" sein kann, ist mir auch unklar. Entwerder man war bei der Gründung dabei oder nicht. Oder soll ausgedrückt werden, dass die Gründung in der Vergangenheit liegt?

  • RW
    Reinhard W. Moosdorf

    Herr zu Guttenberg hat schlichtweg eine Wandlung durchgemacht. Das ist ihm nicht zu verübeln, schließlich werden viele Menschen im Alter konservativer.

    Interessant ist bei ihm, dass dies als Erstes in seinem musikalischen Oevre zu Tage tritt: Beethovens Neunte bürstet er völlig gegen den Strich.

    Er ist der Meinung, dies sei ein zutiefst melancholisches Werk, allein die Schiller-Zeile "Alle Menschen werden Brüder" interpretiert er via Beethoven als Schreckens-Szenario.

    Solch eine Sicht tut weh, wenn man Beethoven mag, ist aber nicht uninteressant.

     

    Zu Guttenberg hat erfahren müssen, dass die Genialität seines Sohnes, an die er fast so fest glaubte wie dieser selbst, durch eine Masse, die er als amorph versteht, gestürzt wurde.

    Da kommt man zu solchen Ergebnissen.

     

    Er ist auch nicht wirklich gegen Windräder. Nur eben bitteschön nicht in seinem herrschaftlichen Wald und auch nicht in Sichtweite desselben.

    Dann würden doch alle irgendwie gleich behandelt - und das sei ferne.

     

    Eigentlich Zeit, in Deutschland die Adelstitel abzuschaffen - in Österreich sind sie ja schließlich auch verboten.

  • EF
    ED Färber

    Ja die Guttenbergs, Hauptsache in den Medien, der Anlass darf gern blamabel oder zumindest nebensächlich sein, aber man redet wenigstens über sie. Taz-Boulevard?