: Gute Noten sind uncool
betr.: „Lehrer, Sisyphos der Schule“, taz vom 3. 1. 07
Die Kritik von Frank Nonnenmacher am Schulsystem stammt aus den Siebzigern, teilweise sogar aus den Zwanzigern und hat mittlerweile Eingang in Standardwerke für Lehramtsstudenten gefunden. Auch in der Schulpraxis hat sich einiges verändert, wenn auch nicht so viel, wie sich der Autor wünschen würde.
Wichtiger als polemische Rundumschläge sind Analysen: Was funktioniert und was nicht? Wo ist man an äußeren Hindernissen gescheitert, etwa der Selektionsfunktion der Schule, wo ist man in den Forderungen zu weit gegangen, wo war man zu idealistisch?
Besonders ärgerlich ist die Diffamierung der guten Schüler als „die, die sich für ihren Fleiß angeblich zu den Erfolgreichen zählen.“ Es erinnert an die Art, wie Jugendliche selbst ihre erfolgreicheren Mitschüler als Streber bezeichnen. In Zeiten, in denen gerade Jungen auch deswegen in der Schule versagen, weil gute Noten als uncool gelten, sollte man mit solchen Äußerungen vorsichtig sein. Abgesehen davon ist die Behauptung sachlich falsch: Nicht die guten Schüler, sondern die abgehängten versuchen, sich mit ineffektiven Lernstrategien wie Auswendiglernen über Wasser zu halten. Es wäre sinnvoller, sich darüber zu unterhalten, wie allen Schülern Verstehen ermöglicht werden kann. SUSANNA HAEBERLEIN, Hannover