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Archiv-Artikel

zwischennutzung Gut gemeint, aber zu teuer

Zwischennutzung hat in Berlin Tradition. Fast immer erfolgt sie spontan: Kunstprojekte oder Klubs besiedeln kurzerhand leer stehende Gebäude und wirken dort so lange, bis sie entweder vom Grundstückseigentümer Bleiberecht erhalten und in eine halbwegs legale Struktur überführt werden wie das Tacheles. Oder irgendwann neuen Tatsachen weichen müssen. Wie die Aktivisten im niedergerissenen Palast der Republik.

Kommentar von NINA APIN

Die Symbiose von finanzschwachen, aber kreativen Mietern und Eigentümern, deren Immobilien dadurch aufgewertet werden, war immer auch Folge einer unsystematischen und fehlgeleiteten Stadtplanung. Wenn der Bezirk Marzahn-Hellersdorf jetzt planmäßig Zwischennutzer in den von Brachflächen durchsiebten Bezirk holen will, ist das begrüßenswert.

In der Verwaltung hat man erkannt, dass temporäre Nutzer Schwung in den randständigen, von Einwohnerschwund geplagten Stadtteil bringen können. Die Initiative „Neuland“ bietet potenziellen Zwischennutzern 40 brachliegende Flächen auf 100 Hektar Land an. Statt zu warten, bis die Kreativen von allein kommen, um ihre BMX-Bahnen oder urbanen Gärten aufzumachen, rammte man große Werbepfeiler mit einer Webadresse darauf in den Boden, um sie anzulocken.

Eine gute Idee, doch leider machte die Marzahner Verwaltung einen entscheidenden Denkfehler. Wer von Zwischennutzern eine Pacht von bis zu 1,20 Euro pro Quadratmeter verlangt, darf sich nicht wundern, wenn sie ausbleiben. Schließlich ist Marzahn nicht der Schlossplatz. Und Zwischennutzung ein kapitalloses Geschäft.

Wirklich Kreative suchen sich lieber was ganz Inoffizielles, das sie dafür aber umsonst haben können.

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