: Gut gebrüllt, Mirow!
■ Stadtentwicklungssenator gegen einen Transrapid-Stopp in Moorfleet: Lärm und Dreck für Hamburg, Nutzen für Schleswig-Holstein Von Heike Haarhoff
Das verkehrspolitische Grauen schwebt über Moorfleet: Eine zweite Haltestelle für den Transrapid und rund 700 Parkplätze sollen nach dem Willen der Magnetschnellbahn Planungsgesellschaft (MPG) und zum Entsetzen von Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) das derzeitige Brach- und Kleingartengelände südlich der S-Bahnstation Billwerder-Moorfleet versiegeln. Er sei „grundsätzlich gegen einen zweiten Transrapid-Haltepunkt auf Hamburger Gebiet“, ließ Mirow gestern in ungewohnt harschem Ton mitteilen, wie entschieden er die drohende Lärmbelästigung für die AnwohnerInnen und das unnötige Verkehrschaos ablehnt.
Doch die MPG beeindruckt die Mirow'sche Vernunft herzlich wenig: Als „unterschiedliche Meinung“ tut Geschäftsführer Horst Fechner die vehementen Einwände des Senators ab. Der MPG-Aufsichtsrat werde „sehr wahrscheinlich“ in seiner Sitzung am 10. Mai in Bonn für diese zweite Station votieren, so Fechner. Die alternativen Haltepunkte in Reinbek und Geesthacht seien aufgrund eines „zu geringen Einzugsgebiets“ als „nicht attraktiv“ verworfen worden. Es gehe darum, „den Individualverkehr anzubinden“, und dafür sei Moorfleet geradezu „optimal“: Die Autobahn-Anbindung sei ebenso gegeben wie die Nähe zur S-Bahnstation. „An allen Haltepunkten sollen die Entfernungen zu anderen Verkehrsmitteln nicht weiter als 40 Meter sein.“ Auch wichtige innerstädtische Anfahrtswege bestünden bereits: „Die Andreas-Meyer-Straße ist schon heute eine extrem stark befahrene Straße“, stöhnt Gerd Passehl von der BI Billstedt über den transrapiden Halteplan.
Fest steht laut Fechner bereits, daß der Transrapid zwischen seinen Ausgangs- und Endpunkten am Hamburger Hauptbahnhof und dem Lehrter Bahnhof in Berlin in jedem Fall in Spandau halten soll. „Insgesamt geht die Tendenz zu fünf Haltepunkten.“ Als wahrscheinlich gelten Schwerin-Holthusen und eben Moorfleet. So richtig profitieren würde – zu Mirows Mißfallen, so wird gemunkelt – nur Schleswig-Holstein von dieser zweiten Hamburger Haltestelle: Kiel als vehemente Gegnerin des Stelzenzugs könnte gegenüber der Bevölkerung mit Durchsetzungsvermögen prahlen, eine Station samt Zubringer-Verkehrslawine im nördlichsten Bundesland erfolgreich „verhindert“ zu haben. An den Transrapid angebunden wären die Schleswig-Holsteiner über Moorfleet dennoch.
Bausenator Eugen Wagner will sich nicht öffentlich über die transrapiden Hamburg-Pläne ärgern, solange er keine offizielle Mitteilung erhalten habe. Steb-Sprecher Bernd Meyer ist befremdet, „daß die Medien offenbar mehr wissen als wir“. Nach der Aufsichtsratsentscheidung wird Mitte Juli das Raumordnungsverfahren eingeleitet. Bis zum Jahreswechsel will die MPG – ihr obliegt die Planungshoheit – die Präferenztrasse mit allen Haltepunkten verbindlich festgelegt haben. Ab 2005, schwelgt Fechner, werde die Schwebebahn „inklusive der Zwischenstopps in weniger als 60 Minuten“ und zu Spitzenzeiten im Zehn-Minuten-Takt von Hamburg nach Berlin rasen.
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